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Koalitionspolitik vor der Wahl

Antragsteller Professor Dr. Thomas Gschwend, Ph.D., seit 3/2017
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322534374
 
In Mehrparteiensystemen kündigen Parteien oftmals bereits vor der Wahl an, welche Koalitionsbündnisse sie nach der Wahl gerne eingehen würden oder welche Bündnisse sie für unzumutbar halten. Um ein umfassendes Verständnis dieses Phänomens zu erlangen, verbindet das Projekt Koalitionspolitik vor der Wahl koalitionsspezifische Wahlentscheidungen auf Seiten der Wähler mit den strategischen Überlegungen von Parteien, bereits während der Wahlkampagnen über mögliche Regierungskoalitionen zu sprechen. Zunächst soll untersucht werden, wie Koalitionssignale der Parteien die Entscheidungen der Wähler beeinflussen. Die Grundidee lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das Anpreisen einer bestimmen Koalition durch eine Partei sollte dazu führen, dass Wähler ein stärkeres Gewicht auf ihre Überlegungen über diese Koalition legen, wenn sie sich entscheiden, ob sie wirklich für diese Partei stimmen sollen. Ein Wähler, der diese Koalition ablehnt, könnte sich wegen des Koalitionssignals dazu veranlasst sehen sich gegen die Partei zu entscheiden. Ein anderer Wähler, der die Koalition schätzt, könnte sich hingegen gerade durch dieses Signal verleitet sehen für die Partei zu stimmen. Diese Idee wird im Rahmen des Projekts in einem theoretischen Entscheidungsmodell verarbeitet und anhand von experimentellen sowie vergleichenden Umfragedaten getestet. Das erwartete Ergebnis, dass Koalitionssignale direkt die Entscheidung der Wähler beeinflussen können, eröffnet strategisches Potential für Parteien. Der zweite Teil des Projekts analysiert dann, unter welchen Bedingung es sich für Parteien lohnt Koalitionen während der Kampagne zu propagieren oder konkret abzulehnen. Basierend auf dem Wahlentscheidungsmodell des ersten Teils lassen sich konkrete Konditionen ableiten, wann Parteien, die an einer Regierungsbeteiligung (oder der Verbesserung Ihres Stimmenanteils) interessiert sind, Koalitionssignale während ihrer Kampagne senden sollten. Intuitiv sollten insbesondere Wahlbündnisse eingegangen werden, die sich einer gewissen Popularität in der Bevölkerung erfreuen, oder politische Inhalte haben, die weite Bevölkerungskreiset ansprechen. Um die Erwartungen des Modells zu testen, wird innerhalb des Projekts eine vergleichende Datenbank erstellt, die Informationen über die Koalitionssignale während einer Kampagne mit den Eigenschaften der Wählerschaft verbindet. Die interne Validität der Argumentation wird mit experimentellen Untersuchungen gestärkt. Insgesamt zeigen die Ergebnisse des Projektes auf, dass Mehrparteiensysteme Anreize für Parteien generieren, ihre definierte Einzigartigkeit aufzugeben und Koalitionsbündnisse mit anderen Parteien bereits vor der Wahl einzugehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Lukas Stötzer, bis 3/2017
 
 

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