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Disability als gesellschaftliche Kategorie in Tschechien/der Tschechoslowakei
Antragstellerin
Professorin Dr. Martina Winkler
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322181307
Das Projekt greift ein wachsendes, auch an aktuellen politischen Debatten motiviertes Interesse an dem Forschungsprogramm der disability history auf und will dieses durch eine gezielte deutsch-tschechische Kooperation sowie die Verknüpfung historischer und theoretisch-konzeptioneller Fragestellungen thematisch wie räumlich vertiefen, systematisieren und weiterentwickeln. Die Teilprojekte erarbeiten dabei verschiedene Aspekte der Frage nach der Konstruktion und Repräsentation von disability und deren soziale, kulturelle und politische Bedeutung in der tschechoslowakischen/tschechischen Gesellschaft vor und nach 1989. Vorgesehen sind Forschungsprojekte zur Repräsentation von disability in populären Zeitschriften sowie zur Geschichte des Bundes der tschechoslowakischen Invaliden sowie workshops mit komparativem Charakter. Disability hat sich zu einem ehrgeizigen und weitreichenden Forschungskonzept entwickelt, mit dem man sich nicht nur einer Geschichte der Behinderung nähert, sondern vor allem eine historische Kategorie identifiziert hat, die Aufschluss gibt über soziale und kulturelle Zusammenhänge. Während diese Forschung für Westeuropa und Nordamerika floriert, liegen für den und aus dem ost- und ostmitteleuropäischen Raum bisher nur sehr wenige Untersuchungen vor. Dabei stechen vor allem einzelne Themen heraus, so die Geschichte der Kriegsveteranen oder Traditionen der Eugenik. Dabei stehen Fragen nach staatlicher Sozialpolitik im Zentrum. Behinderung wird meist ausschließlich als impairment begriffen. Das Konzept der disability als zu problematisierende und historisierende Kategorie aber ist bisher für und in Ost(mittel)europa kaum aufgegriffen und umgesetzt worden. Insbesondere für die sozialistische Zeit sind kaum Forschungen vorhanden. In enger Zusammenarbeit mit der tschechischen Kulturwissenschaftlerin Katerina Kolárová, die als eine von sehr wenigen Forscher/innen empirisch wegweisend und theoretisch innovativ zum Thema disability arbeitet, schafft das beantragte Projekt Grundlagen für eine systematische Erarbeitung dieses Themas im tschechischen Raum. Dabei sind auch vergleichende Perspektiven für Westdeutschland und den sozialistischen bzw. postsozialistischen Raum vorgesehen. Das Projekt beleuchtet zentrale Fragen der Zeitgeschichte: - Funktionsweisen und Sinnzusammenhänge sozialistischer und postsozialistischer Gesellschaften - die Pfadabhängigkeit sozialistischer und postsozialistischer Mentalitäten und Sozialpolitik - Fragen von agency; Problematisierung von top-down- bzw bottom-up-Ansätzen - Sozialistische und postsozialistische Gesellschaftsmodelle als Varianten der Moderne.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Tschechische Republik
Mitverantwortlich(e)
Professorin Katerina Kolárová, Ph.D.