Detailseite
Projekt Druckansicht

Auswirkungen von Mikroversicherungen auf soziale Netzwerke zur Risikoabsicherung und auf Naturressourcennutzung. Eine modellbasierte Analyse

Antragstellerin Dr. Birgit Müller
Fachliche Zuordnung Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321077328
 
Im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft die Sustainable Development Goals formuliert, um drängenden globalen Problemen gerecht zu werden. Zu diesen Problemen gehören durch Klimawandel und Umweltwandel verstärkte Schockereignisse, die zu Ernährungsunsicherheit führen und menschliche Existenzgrundlagen bedrohen. In diesem Kontext werden Mikroversicherungen derzeit von vielen Staaten als adäquate Politikinstrumente propagiert und gefördert. Mikroversicherungen sind speziell auf einkommensschwache Menschen in Entwicklungsländern zugeschnittene Versicherungsprodukte. Bewertungsstudien bescheinigen solchen Politikinstrumenten allerdings erhebliche Unterschiede hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und warnen vor unbeabsichtigten negativen Auswirkungen. Mikroversicherungen können beispielsweise bestehende soziale Netzwerke zur Risikoabsicherung verdrängen oder Anreize für eine weniger nachhaltige Landnutzung schaffen. Ein Grund dafür ist, dass beim Entwurf solcher politischer Maßnahmen häufig eine ganzheitliche Sichtweise fehlt und mögliche Folgen für gekoppelte sozial-ökologische Systeme unberücksichtigt bleiben. Mit diesem Projekt möchten wir zu einem dringend benötigten tiefergehenden Verständnis beitragen, wie Mikroversicherungen auf sozial-ökologische Systeme wirken. Konkret werden wir folgende Forschungsfragen untersuchen: 1) Unter welchen Bedingungen verdrängen Mikroversicherungen soziale Netzwerke zur Risikoabsicherung? Kann dies das Allgemeinwohl verringern und soziale Ungleichheit vergrößern? 2) Unter welchen Voraussetzungen können Mikroversicherungen und soziale Netzwerke zur Risikoabsicherung einander sinnvoll ergänzen? 3) Verändern Landnutzer mit Zugang zu Mikroversicherungen ihre Landnutzungsstrategien? Unter welchen Bedingungen führt dies zu einer Degradation von Naturressourcen? 4) Können Mikroversicherungen angesichts globaler Wandelprozesse wie dem Klimawandel zur Widerstandsfähigkeit von Landnutzern gegen Schocks beitragen? Zur Bearbeitung der Forschungsfragen verbinden wir den Ansatz der agentenbasierten Modellierung mit der sozialen Netzwerkanalyse, um ein stilisiertes dynamisches Simulationsmodell zu erstellen. Das innovative an diesem Ansatz ist die gleichzeitige Berücksichtigung von Rückkopplungen im sozial-ökologischen System, Interaktionen zwischen Akteuren und Veränderungen in sozialen Strukturen. Unsere modellbasierte Analyse orientiert sich dabei an zwei Fallstudien: Dürreversicherungen in Kenia / Äthiopien sowie Krankenversicherungen in Kambodscha. Mit diesen Fallstudien umfasst unsere Analyse Schocks unterschiedlichen Ausmaßes. Durch unseren systematischen Ansatz der schrittweisen Erhöhung der Komplexität erwarten wir Beiträge zur Wissensbildung auf zwei Ebenen. Erstens liefern wir prozess-basierte Erklärungen empirischer Muster aus den Fallstudien und zweitens fördern wir ein grundsätzliches Systemverständnis zur Auswirkung von Mikroversicherungen und dabei insbesondere zur Relevanz von sozial-ökologischen Rückkopplungen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung