Die konfuzianisch-daoistische Liumen-Bewegung in der Provinz Sichuan - eine Studie zur religiösen Kultur Chinas im 19. und 20. Jahrhundert
Final Report Abstract
Das von der DFG im Rahmen einer Eigenen Stelle geförderte Projekt „Die konfuzianisch-daoistische Liumen-Bewegung in der Provinz Sichuan - eine Studie zur religiösen Kultur Chinas im 19. und 20. Jahrhundert" (Laufzeit: 01.10.2006 - 30.09.2008) hat neue Einblicke in die Religionsgeschichte des neuzeitlichen und modernen China ermöglicht. Ausgehend von den Lehren und Aktivitäten des konfuzianischen Gelehrten Liu Yuan (1768-1856) entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine volksreligiöse Gemeinschaft, die als „Lehre der Familie Liu" (Liumen jiao) bekannt wurde. Die Liumen-Bewegung entwickelte eine eigene Traditionslinie, die konfuzianische Studien mit daoistischer Selbstkultivierung verband. Außerdem entstanden unter ihrem Patronat zahlreiche karitative Einrichtungen und eine daoistische Ritualtradition. Im Verlauf der Projektarbeit wurde deutlich, dass die Liumen-Bewegung keineswegs nur ein historisches Phänomen ist. Obwohl die Gemeinschaft nach Gründung der Volksrepublik China (1949) als „reaktionärer Geheimbund" stigmatisiert und verfolgt wurde, beeinflusst sie auch heute noch das religiöse Leben der Provinz Sichuan (Südwest-China). Daoistische Priester, deren Traditionslinie auf die Liumen-Bewegung zurückgeht, sind auch in der Gegenwart aktiv. In Zusammenarbeit mit dem Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Sichuan und den Nachfahren Liu Yuans in der Provinzhauptstadt Chengdu konnten wichtige Quellen zu dieser Bewegung analysiert und grundlegende Informationen gesammelt werden. Die Ergebnisse der Projektarbelt wurden auf drei Konferenzen und in damit verbundenen Publikationen einem internationalen Fachpublikum, und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine abschließende Monographie zur Liumen-Bewegung wird zurzeit vorbereitet.