Vorbereitung einer Monographie zur interdisziplinären Untersuchung der Goldbleche und Bernsteine aus Bernstorf
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Für die neuen Untersuchungen und Recherchen zu den Goldfunden von Bernstorf und die Diskussion über ihre Echtheit, standen am Beginn der Überlegungen die Frage der Glaubwürdigkeit der Finder, danach dann die Fragen nach unabhängig ermittelbaren und interpretierbaren Daten. Fasst man die Diskussion dieser Punkte zusammen, so lassen sich unter den bislang öffentlich vorgetragenen Vorwürfen keine stichhaltigen Argumente finden, die für eine Fälschung sprechen. Resümiert man alle Untersuchungsergebnisse, so belegen sie eine bronzezeitliche Zeitstellung und eine authentische Vergrabung am Fundort Bernstorf innerhalb der großen Befestigung der mittleren Bonzezeit. Die neuen Untersuchungen an den Goldfunden berücksichtigen dabei folgende Punkte: 1) Archäologische und stilistische Beurteilung, Beurteilung der Niederlegung. 2) Untersuchung der Handwerkstechnik, des Rohmaterials und der Verarbeitung. 3) Untersuchung und Datierung von organischen Materialien. 4) Untersuchung zu Gebrauchsspuren. 5) Untersuchung zur Niederlegung der Objekte anhand von Sedimentanalysen, etc. 6) Beurteilung der verschiedenen Goldanalysen und ihre Aussagemöglichkeiten. Im Rahmen der massiven Kritik an der hohen Reinheit des Goldes und dass es sich deshalb um moderne Fälschungen handeln müsse, werden naturwissenschaftliche Daten gegen kulturhistorische Argumente ausgespielt. Messdaten werden im Allgemeinen immer als "sicher" angesehen, da ihnen ja aufwendige Apparaturen zugrunde liegen. Meist wird dabei allerdings übersehen, dass hier vor allem das Umfeld der Daten breitangelegte quellenkritische Prüfungen verlangt, angefangen bei der Repräsentanz der Probenauswahl, der Probenaufbereitung, über Messfehler und die Qualität des Vergleichsmaterials, etc. Dieses Umfeld erschwert bei der lückenhaften Kenntnis der antiken Vergleichsfunde jede archäometrische Untersuchung und führt zu Fehlinterpretationen. Die vermeintlichen Widersprüche zwischen der Goldlegierung und 14C-Daten von Umgebungsmaterialien lassen sich dabei gut auflösen. Gerade im Fall der Funde von Bernstorf lässt sich nachweisen, dass sich die überlieferten kulturhistorischen Merkmale in das sich im vergangenen Jahrzehnt immer deutlicher abzeichnende Bild bestens einordnen lassen. Dieses zeigt, dass sich in der ausgehenden Mittelbronzezeit zunehmend komplexe wirtschaftliche und soziale Austauschbeziehungen zwischen dem östlichen Mittelmeer und dem bis nach Nordeuropa reichenden Kulturraum entwickelten. Die Gold- und Bernsteinfunde von Bernstorf sind damit herausragende, aber nicht außergewöhnliche Zeugen einer raumgreifenden mitteleuropäischen Kulturentwicklung im 14. Jh. v. Chr. mit ihren vielfältigen Bezügen und Beziehungen zwischen der Nordischen Bronzezeit Südskandinaviens und dem östlichen Mittelmeerraum, bei denen Süddeutschland offensichtlich eine besondere Rolle in der Vermittlung und im Transfer von Gedankengut und von unterschiedlichen Objekten und Gütern zukam. Diese kulturhistorischen und neu gewonnenen naturhistorischen Daten führen bei gewissenhafter und seriöser Bewertung zu einem in sich stimmigen Gesamtbild. So konnte trotz langjähriger, umfangreicher Untersuchungen kein einziges eindeutiges Indiz für eine Fälschung der Gold- und Bernsteinfunde aus Bernstorf gefunden werden. Mit der Ende 2016 vorgelegten Monographie erhoffen wir nun eine fundierte Diskussion in der Archäologie über die Funde von Bernstorf.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Bernstorf – Archäologisch-naturwissenschaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern. Mit Beiträgen von Barbara Armbruster ... = Abhandlungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staatssammlung, Band 3 (2016), zugleich: Frankfurter Archäologische Schriften, Band 32 (Bonn 2016)
Rupert Gebhard und Rüdiger Krause (Hrsg.)