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Identifizierung von Virusübertragungsnetzwerken zur Kontrolle der wichtigsten Arbovirosen in Kenya
Antragstellerin
Professorin Dr. Sandra Junglen
Fachliche Zuordnung
Virologie
Parasitologie und Biologie der Erreger tropischer Infektionskrankheiten
Parasitologie und Biologie der Erreger tropischer Infektionskrankheiten
Förderung
Förderung seit 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317308297
Arbovirus-Infektionen stellen eine Belastung für Gesundheit und Wirtschaft dar. Obwohl sie ihren Ursprung häufig in Ländern südlich der Sahara haben, gibt es nur wenig Wissen über lokale epidemiologische und gesellschaftliche Aspekte. Das Hauptziel dieses Verbundprojekts ist ein ganzheitliches Verständnis der wichtigsten Arbovirosen in Kenia, einschließlich der Ausbruchsquellen, der infektionsbedingten Auswirkungen auf den Menschen sowie der gesellschaftlichen Implikationen. Dabei liegt in allen Forschungsphasen der Schwerpunkt auf Ausbildung und Kapazitätsentwicklung, um eine unabhängige Forschung in Kenia zu ermöglichen. In den vergangenen Förderperioden haben wir eine Vielzahl von Arboviren entdeckt, die in Arthropoden, Nagetieren, Nutztieren und Menschen zirkulieren. Vier der interessantesten Ergebnisse werden im Folgenden erwähnt. (i) Unsere Erkenntnisse über sechs bisher unbekannte, von Sandfliegen übertragene Phleboviren haben das Wissen über die genetische Vielfalt von Phleboviren erheblich erweitert. Wir haben Viren in allen bekannten humanpathogenen Serokomplexen identifiziert. Das Vorhandensein solcher Viren in Sub-Sahara Afrika war bisher unbekannt. (ii) Wir haben ein bisher unbekanntes Orbivirus, Kaptombes-Virus (KPTV), bei Rindern nachgewiesen. Das Virus wurde aus dem Serum eines klinisch kranken lethargischen Rindes isoliert. Neutralisierende Antikörper gegen KPTV wurden in 6 % (12/200) der Seren von Wiederkäuern gefunden. Eine in-vivo-Infektion von neugeborenen Mäusen führte zu Tremor, Paresen der hinteren Gliedmaßen und Sterblichkeit. Die Daten implizieren somit ein neues Rinderpathogen. (iii) Wir haben gezeigt, dass Ngari Virus (NRIV), ein durch Mücken übertragenes Orthobunyavirus, welches bei Menschen und kleinen Wiederkäuern schwere fieberhafte Erkrankungen und hämorrhagisches Fieber verursacht, in Kenia aktiv zirkuliert. Bei akut infizierten Rindern, Ziegen und Schafen traten keine Krankheitssymptome auf. Die NRIV-neutralisierende Seroprävalenz bei Rindern, Ziegen und Schafen betrug 41,6, 52,4 bzw. 19%. (iv) Wir erbrachten den ersten Nachweis, dass das Chandipuravirus (CHPV), ein Vesikulovirus mit bekannter äthiologischer Verbindung zu humanen Enzephalitis-Ausbrüchen in Indien, auch in Sandmücken in Kenia zirkuliert. In dieser letzten Förderperiode werden wir uns auf NRIV und CHPV konzentrieren. Unsere Hauptziele sind: (i) Bereitstellung von Informationen über NRIV-, BUNV- und BATV-Infektionsraten und Exposition von Nutztieren und Menschen, sowie über Infektionsraten in Moskitos. (ii) Erfassung der genetischen Vielfalt von CHPV und Chandipura-ähnlichen Viren in Sandmücken und Untersuchung von Akutinzidenz und Seroprävalenz bei Mensch und Vieh. (iii) Ausbildung, Training und Kapazitätsentwicklung in den Bereichen Krankheitsökologie und Virologie. Zusätzlich zielt das Projekt darauf ab, Arbovirus-Ausbrüche auf lokaler und globaler Ebene zu verringern, indem die geografische Ausbreitung aus Ursprungsregionen verhindert wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Kenia
ausländischer Mitantragsteller
David P Tchouassi, Ph.D.