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Deutsche Orgelpredigtdrucke zwischen 1600 und 1800 - Katalogisierung, Texterfassung, Auswertung
Antragstellerin
Professorin Dr. Katelijne Schiltz
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Evangelische Theologie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Evangelische Theologie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 314673861
Die Orgelpredigt stellt mit fast hundert Drucken aus der Zeit von 1600 bis 1800 einen bislang unbeachteten Quellenbereich dar. Die zur Einweihung neuer Orgeln gehaltenen Predigten berühren eine Vielzahl von Fragestellungen aus dem Bereich der deutschen Musikgeschichte des Barock. Die Entstehung der Gattung lässt sich auf die lutherische rituelle Reformation zurückführen, die im Zeitalter der Konfessionalisierung auf eine Konsolidierung der liturgischen Adiaphora abzielte. Inhaltlich geht es in den Texten primär darum, die gottesdienstliche Verwendung der Orgel bzw. der Figural- und Instrumentalmusik theologisch zu begründen. Das Thema der Musik in der Bibel und in der Kirchengeschichte wird so unter den Auspizien protestantisch-christlicher Historiographie entfaltet, der theologische Nutzen von Musik überdies mit den theoretischen Mitteln der Zeit nachgewiesen. Die Musikanschauung des Mittelalters und des Humanismus erfährt hier eine Weiterführung, wobei die Quellengruppe Kontinuitäten der Überlieferung bis weit ins 18. Jahrhundert hinein anschaulich machen kann. In der ersten Antragsphase wurde ein digitales Forschungsportal aufgebaut, auf dem die heute noch ermittelbaren Orgelpredigten erfasst, als Volltext ediert und ausführlich kommentiert werden. Das Portal ist mit verschiedenen externen Internetressourcen vernetzt und enthält neben den reinen Texteditionen einen großen Bestand an Einträgen zu Personen, Orgeln, Geographica, Ereignissen und Quellen, die im Zusammenhang mit den Orgelpredigten von Bedeutung sind. Bibliotheks- und Archivreisen wurden genutzt, um die Materialität der Drucke zu erfassen und die Verbreitung der Texte veranschaulichen zu können. In mehreren Publikationen wurden zentrale Aspekte wie der musikalische Wissenstransfer durch Theologen beleuchtet. Eine Tagung führt im Mai 2019 Forscher verschiedener Fachrichtungenzusammen, die grundlegende Fragestellungen an das neue Material anlegen werden. Eine eigene Sektion wird sich mit der Verbreitung von Orgelpredigten im europäischen Raum beschäftigen. DieHerausforderung, eine auf das Thema zugeschnittene Datenbank aufzubauen, ebenso wie die Fülle an Quellen und Einzelergebnissen auf vielen Ebenen haben zu Folge, dass bis zum Ende der erstenAntragsphase nur 38 der für die Edition vorgesehenen 70 Werke publiziert vorliegen werden. Ziel des neuen Antrags ist es, die noch verbliebenen 32 Predigten ebenfalls zu veröffentlichen und so das gesamte Textkorpus verfügbar zu machen. Gerade das komplette Panorama veranschaulicht die Entstehung und Verbreitung einer theologisch geprägten Musikanschauung, die sich in Deutschland trotz der Aufnahme aufklärerischer Impulse bis tief in das 18. Jahrhundert hinein halten konnte. Da die grundlegende Erschließung sämtlicher Texte bereits erfolgt ist und ein Portal genutzt werden kann, auf dessen bestehende Datensätze zeitbringend zurückgegriffen werden kann, werden hierfür deutlich reduzierte Personal- und Sachmittel erforderlich sein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen