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Rahmungsexperimente. Bildergeschichten um 1900 in deutschen humoristisch-satirischen Blättern und als US-Zeitungscomics
Antragstellerin
Professorin Dr. Monika Schmitz-Emans
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262766954
Das Teilprojekt zielt auf den Vergleich zwischen humoristischen Bildergeschichten in deutschen humoristisch-satirischen Zeitschriften um 1900 und frühen amerikanischen Zeitungscomics, die sich von der humoristischen Bildergeschichte kontinentaler Provenienz in vielem anregen lassen, dabei aber doch eigene Wege gehen. Das übergeordnete Vergleichskriterium ergibt sich aus der Untersuchung von Strategien und Effekten der Rahmung, wobei das Konzept des 'Rahmens' unter verschiedenen, miteinander verknüpften Akzentuierungen in den Blick genommen wird.So werden Rahmungsformen sowohl innerhalb der jeweiligen Bildergeschichten als auch mit Blick auf die rahmende Funktion von Peri- und Paratexten untersucht. Als Spielformen der Bildergeschichte arbeiten die Beispiele aus humoristisch-satirischen Blättern wie auch die Zei-tungscomics auf mehreren Ebenen mit Rahmungen: Rahmen grenzen die Einzelbilder ab und strukturieren die visuelle Erzählung; Rahmenstrukturen sind auch bildintern signifikant, insbesondere für Sprechblasen und andere Textelemente; Texte können rahmende Funktionen für Bilder übernehmen et vice versa. Die jeweiligen Peritexte der in humoristischen Blättern und in US-Zeitungen publizierten Bildergeschichten wirken sich als rahmende Phänomene auf deren Präsentation und Rezeption aus. Analoges gilt für paratextuelle Bedingungen und Strukturen: Humoristische Bildergeschichte und Comic werden als Bestandteile des jeweiligen publizistischen Kontextes wahrgenommen; ihre Nachbarschaften und die Merkmale des jeweiligen Periodikums sind dabei maßgeblich. Zur Beschreibung der solcherart von Rahmungen gelenkten Rezeption erscheint das Konzept des Flow hilfreich. Einer Leitthese des Projekts zufolge erfolgt aber auch schon die Produktion der Bildergeschichten im Bewußtsein, von Rahmen geprägt zu sein - insbesondere von dem des jeweiligen Publikationsformats sowie von den Strukturen öffentlicher Kommunikation und ihrer Medien. Beide Spielformen der für Periodika geschaffenen Bildergeschichte sind dabei mit Blick auf ihren Zeitbezug zu untersuchen - und zwar sowohl im Sinne 'zeitgeschichtlicher' Referenzen als auch im Sinne narrativer Zeitstrukturierung. Rahmungseffekte ergeben sich ferner durch die sequentielle und serielle Verknüpfung der einzelnen Geschichte mit anderen, etwa durch die Verwendung stehender Figuren und durch die variierende Wiederholung von Plot-Mustern. Rahmungsaspekte sind schließlich mit Blick auf die Beziehungen der zunächst im periodikalischen Kontext erscheinenden Bildergeschichten zum Buchformat zu beobachten; zu vergleichen sind insbesondere Sampler-Ausgaben früher US-Comics mit Verfahren der Sammlung von Beiträgen humoristischer Periodika.Leitend ist das Interesse an Spielformen der Selbstbezüglichkeit in der humoristischen Bildergeschichte und im Comic, vor allem, insofern sie direkt oder indirekt dem eigenen Publikationskontext und seinen Rahmenbedingungen gilt.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen