Project Details
Privates Unternehmertum im vorrevolutionären Russland: Ethno-konfessionelle Struktur und regionale Entwicklung im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Applicant
Professor Dr. Dittmar Dahlmann
Subject Area
Modern and Contemporary History
Term
from 2007 to 2010
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 30821140
Im Vordergrund der Untersuchung steht der Prozess der Akkulturation der deutschen Unternehmer (Kaufleute, Fabrikbesitzer oder Bankiers) zu einer Zeit in Russland, in der zum einen die Reichsbildung zum Abschluss gekommen war, zum anderen Regierung und einzelne gesellschaftliche Gruppierungen versuchten, das russländische Vielvölkerreich zu einem großrussisch und orthodox bestimmten Staat westlicher Prägung werden zu lassen, d.h. Fragen religiöser, kultureller oder gar nationaler Minderheiten zugunsten der Vereinheitlichung von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft bewusst zu ignorieren. Hatten deutsche und andere westliche Unternehmer im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Funktion gehabt, in Russland bestehende wirtschaftliche Defizite auszugleichen und den Kontakt mit der Außenwelt für den Ex- und Import wichtiger Güter und den internationalen Zahlungsverkehr herzustellen und aufrechtzuerhalten, so wandelte sich ihre ökonomische Funktion und gesellschaftliche Stellung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts grundlegend. Im Kontext bedeutete dies, dass der deutsche wie jeder andere ausländische Unternehmer vermehrt als Angehöriger einer bestimmten Nationalität wahrgenommen wurde und sich selbst verstärkt als solcher empfinden musste. Deshalb stellte sich für die ¿ausländischen Unternehmer in Russland verstärkt die Frage nach ihrer eigenen Identität in einer zunehmend großrussisch und orthodox bestimmten Öffentlichkeit. Die Zeit eines spezifischen Kosmopolitismus, des gemeinsamen Lebens in einer ¿ausländischen Kolonie , in der man sich kaum bewusst als Deutschen, bestenfalls als Angehörigen einer anderen Religion, empfand und regen geschäftlichen, aber auch freundschaftlichen und familiären Verkehr mit anderen westlichen Ausländern, nicht zuletzt Engländern, aber auch in zunehmendem Maße mit Russen pflegte, war zwar nicht vorbei, gewann aber eine ganz andere Dimension.
DFG Programme
Research Grants
International Connection
Russia
Participating Persons
Professor Dr. Klaus Heller; Dr. Jurij A. Petrov