Das "Regensburgische Diarium" erschien unter mehrfach wechselnden Titeln in den Jahren zwischen 1760 und 1810 regelmäßig als wöchentliches Intelligenzblatt in Regensburg. Als wichtige Primärquelle für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts enthält es neben lokalen Nachrichten eine Fülle musikhistorisch wichtiger Namen, Daten und Fakten, die, aufgrund des streng chronologischen Erscheinens des Periodikums, einen hohen Quellenwert besitzen. Bedingt durch das Zusammentreffen wichtiger Nord-Süd- und Ost-West-Fernverkehrsrouten, durch die Möglichkeit der Personenschifffahrt auf der Donau Richtung Wien, den Sitz des „Immerwährenden Reichstages“ mit seinen Gesandtschaften und die glänzende Hofhaltung des Fürsten Thurn und Taxis im Prinzipalkommissariat war Regensburg sowohl Aufenthaltsort international bekannter Musiker als auch feste Reisestation auf vielen Musikerreisen. Der Standort Regensburg ist daher ideal, um die Reisebewegungen der Musiker und damit die Kontakte zwischen dem böhmisch-schlesischen, dem österreich-ungarischen, dem franko-flämischen und dem norddeutsch-skandinavischen Kulturraum aufzuzeigen. Das "Regensburgische Diarium" druckte in seinen wöchentlichen Ausgaben, jeweils nach Stadttoren gegliedert, tagesgenau datierte Listen mit den eintreffenden und abreisenden Gästen der Reichsstadt ab. Die Buch- und Musikalienhändler veröffentlichten Anzeigen mit den neuesten Musikdrucken; Opern- und Konzertaufführungen sind durch Voranzeigen dokumentiert, ebenso wurden Personalia der Thurn und Taxis'schen Hofkapelle sowie der Stadt- und Kirchenmusik abgedruckt. Wie namhafte Beispiele für Christoph Willibald Gluck, Joseph Haydn, Joseph Martin Kraus, Emanuel Schikaneder, Wolfgang Amadé Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Xaver Sterkel, Antonio Salieri oder Louis Spohr zeigten, sind mit den Ergebnissen fragliche Angaben sowohl für zahlreiche Musikerbiographien wie auch für Musikdrucke mit genau belegbaren Datierungen zu präzisieren. Ziel des Projektes war es deshalb, die musikhistorisch relevanten Angaben aus dem kaum zu überblickenden Gesamtumfang von über 22.000 Zeitungsseiten herauszufiltern und im originalen Wortlaut mit Datum und Zitierstelle verknüpft zu kommentieren und zu publizieren. Die Auswertung des "Regensburgischen Diariums" als musikhistorische Quelle hat sich als weit ergiebiger erwiesen als ursprünglich angenommen. Die Erschließung und Kommentierung der musikrelevanten Abschnitte hat wegen der laufend wechselnden und häufig korrumpierten Schreibweisen auch mehr Zeit in Anspruch genommen als anfangs vermutet wurde. Die Vielzahl der gewonnenen Daten und Informationen – seien sie biographisch, genealogisch, ikonographisch, bibliographisch, repertoire-kundlich, aufführungspraktisch, instrumentenbau-kundlich, akustisch, theaterliteratur-kundlich, spielplanspezifisch, bühnentechnisch, musikpädagogisch, musiksoziologisch, ball- und tanzspezifisch, kostüm- und maskenbezüglich, militärmusikgeschichtlich, musikverlagskundlich, musikantiquarisch, stadtbau-kundlich, kirchenmusikgeschichtlich, glocken-kundlich, synagogalgesangsspezifisch, volksmusik-kundlich oder in sonstiger Weise musikbetreffend - bieten für alle Zweige der musikhistorischen Forschung sowie auch deren Nachbardisziplinen reichlich neues Quellenmaterial. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird damit ebenso gefördert.