In diesem Projekt wurde die Entwicklung der Gedächtniskapazität bei Kindern (Alter: 7 bis 8 Jahre), Jugendlichen (11 bis 12 Jahre) und Erwachsenen in Querschnittsstudien verglichen. Erwartungsgetreu zeigt sich eine deutliche Steigerung der Gedächtniskapazität mit steigendem Lebensalter, die sich beim einfachen Wiedererkennen von Wörtern, Positionen, Gesichtern oder abstrakter visueller Information nicht in Abhängigkeit der Informationsqualität unterscheidet. Interessanterweise stellen aber assoziative Gedächtnisverknüpfungen (also z.B. das Erlernen von bestimmten Bildern an bestimmten Positionen, wie zum Beispiel beim „Memory“-Spiel, als Beispiel für einen „binding“-Prozess im episodischen Gedächtnis) in dieser Hinsicht einen Sonderfall dar. Hier fanden wir deutlich unterschiedliche Entwicklungsverläufe als Funktion der Informationsqualität. Die deutlichste Steigerung der Gedächtniskapazität mit steigendem Lebensalter fand sich bei assoziativen Gedächtnisverknüpfungen, die verbale Information beinhalteten. Bei Gesichtern und bei abstrakter visueller Information verbesserte sich die Gedächtniskapazität erst bei den Erwachsenen. Den flachsten Entwicklungsverlauf beobachteten wir bei assoziativen Gedächtnisverknüpfungen, die räumliche Information beinhalteten, sofern es sich um bildhafte Rauminformation handelte. Bei einem größeren Umgebungsraum zeigte sich dieses „Expertentum“ der Kinder in Bezug auf Rauminformation aber nicht. Können Gedächtnisinhalte mit Handlungen verbunden werden, steigt die Gedächtnisleistung sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Dieser Handlungsvorteil geht aber bei Erwachsenen auf eine stärkere Speicherung der Tiefeninformation zurück, bei Kindern auf eine stärkere Speicherung der Oberflächeninformation. Diese Befunde lassen zwei mögliche Erklärungen zu. Entweder basieren die Unterschiede auf einem unterschiedlichen Entwicklungsverlauf informationsspezifischer Gedächtnisrepräsentationen, für deren separate Existenz relativ überzeugende Befunde vorliegen. Oder aber es ist davon auszugehen, dass verbal-elaborative Gedächtnisstrategien, die für die unterschiedlichen Informationsarten unterschiedlich offensichtlich angewandt werden können, mit steigendem Lebensalter zunehmend flexibel zur Verfügung stehen. Die theoretisch sehr relevante Frage, welche der beiden Erklärungen greift, gilt es in folgenden Forschungsprojekten zu beantworten.