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Die klassische Vergangenheit und die christliche Zukunft der epischen Dichtung in der griechischen Spätantike: Eudokia, Nonnos, und ihre Leser

Antragstellerin Dr. Anna Lefteratou
Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290246115
 
Die Spätantike stellt einen der faszinierendsten Meilensteine in der Rezeption und der Umgestaltung der klassischen Antike dar. Die Festigung der Position des Christentums als offizielle Staatsreligion des römischen Reiches eröffnete die Möglichkeit einer Neubetrachtung der klassischen Literatur im Lichte des Christentums. Diese neue Mixtur brachte hybride Literaturformen, die bis ins Mittelalter, das byzantinische Mittelalter und die Renaissance vermacht wurden, hervor. Zum Beispiel wurde durch das wiederauflebende Interesse an der Epik der ungefähr im dritten Jahrhundert n. Chr. entstandene "Neue Stil" durch Nonnos von Panopolis im fünften Jahrhundert weiterentwickelt, und bestand bis zum Zeitalter von Justinian fort. Ziel des vorgelegten Forschungsprojekts ist die Untersuchung der Christianisierung der epischen Dichtung im kulturellen und literarischen Milieu des fünften Jahrhunderts n. Chr. Als Mustertexte werde ich Eudokia's Homerische Centonen sowie Nonnos' Paraphrase des Johannesevangeliums heranziehen. Die Hauptaspekte, die ich im Rahmen des vorgelegten Projekts erforschen werde, sind wie folgt: (i) Eudokias und Nonnos' Zielgruppe sowie deren gattungsmäßige Erwartung an die Epik zu christlichen Motiven;(ii) Der Einfluss des Monotheismus auf die teleologische und erzähltheoretische Gestaltung der epischen Gattung in der Spätantike;(iii) Der Prozess der Christianisierung der epischen Gattung im griechischsprachigen Osten des römischen Reiches im Gegensatz zum Westen.Die These des vorgelegten Forschungsprojekts ist, dass die christliche epische Dichtung eine bewusste, obgleich fortschrittliche "Erfindung" eines elitär geprägten christlichen Milieus darstellt. Die Zielsetzung dieses Milieus ist keinesfalls, die klassische Epik wie zum Beispiel Homer, Hesiod oder Apollonios von Rhodes einfach zu imitieren, herabzumindern oder gar zu ersetzen; vielmehr handelt es sich bei diesem Milieu um eine poetische Bewegung mit dem wohldefinierten Ziel, die epische Gattung zu erneuern. Die spätantike Epik forderte den üblichen gattungsmäßigen Erwartungshorizont der Zielgruppe heraus, indem sie ihn deutlich erweiterte. Demzufolge sollte die christliche epische Dichtung keinesfalls als lediglich eine Untergattung der spätantiken literarischen und poetischen Produktion, die reich an mythologischer Epik ist, sondern vielmehr als eine selbstständige Gattung mit ihrer eigenen poetischen Agenda angesehen werden. Ferner werde ich zeigen, dass die poetische Auseinandersetzung mit der epischen Form und ihrer Thematik im fünften Jahrhundert n. Chr. eine weitschweifigere und vielfältigere Ästhetik als zuvor hervorgebracht hat. Die verwendeten Mustertexte, Eudokias Homerische Centonen sowie Nonnos' Paraphrase des Johannesevangeliums, stellen Schlüsseltexte, die für den Scheitelpunkt zwischen klassischer Bildung und Christentum charakteristisch sind, dar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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