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Wohlstand durch Wolle: isotopische Herkunftsbestimmung von Schafwolletextilien aus mittelalterlichen Städten in Nordeuropa
Antragstellerin
Dr. Isabella von Holstein
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Mittelalterliche Geschichte
Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Mittelalterliche Geschichte
Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Förderung
Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 283184820
Die Woll-Textilindustrie des Mittelalters (hier im Fokus, das 9.-15. Jahrhundert) war umfangreich und profitträchtig: die Produktion und der Verkauf von Wolltextilien war sowohl ökonomisch, als auch sozial überall in Europa von großer Bedeutung. Viele verschiedene Textiltypen wurden hergestellt und über weite Entfernungen verhandelt. Eine große Menge an Wolltextilien wurde in mittelalterlichen Städten Nordeuropas, von Irland bis Finnland, ausgegraben. Zu verstehen, woher diese Objekte stammen, ist eine wichtige Bereicherung unseres Wissens über Textilhandel und Textilnutzung, darüber hinausgehend, was uns die historischen Schriftquellen bieten, die typischerweise nur den ersten Verkauf neuer Textilstücke dokumentieren.Dieses Projekt wendet die Analyse der Isotopenzusammensetzung von Kohlenstoff (C), Stickstoff (N) und Wasserstoff (H) an, um die Herkunft der Wolle zu bestimmen. Es ist das erste Projekt, mit der die Herkunft archäologischer Artefakte aus organischen Rohmaterialien mit Hilfe leichter stabiler Isotopen bestimmt werden soll. Studien zur Ökologie und Ernährung haben gezeigt, dass die Werte dieser Isotopenzusammensetzungen davon abhängen, wo die Wolle liefernden Schafe sich aufhielten (wegen der Variabilität von Feuchtigkeit, Pflanzentypen, Weidegrund, Bodentyp, etc.) und auch davon, wie die Schafe gehalten wurden (z.B. ob ihnen bestimmtes Futter gegeben oder ob sie auf verschiedene Weideplätze geführt wurden). Archäologische Studien haben gezeigt, dass die Werte der Isotopenzusammensetzungen nicht wesentlich von der Bodenlagerung beeinflusst werden und ihre Analyse daher geeignet ist, um die Herkunftsregion eines archäologisch überlieferten Wolltextils zu bestimmen. In diesem Projekt sollen 30 Knochenproben von Schaf und 30 Wolltextilien von je acht archäologischen Fundplätzen von Irland bis Finnland isotopenanalytisch untersucht werden. Die Ergebnisse sollen mit Daten moderner Wolle aus den selben Regionen vergleichen werden, um festzustellen, in welcher Weise die Schafhaltung in diesen Regionen in der Vergangenheit unterschiedlich war, und um Hinweise auf die Herkunft der Textilien zu bekommen. Diese Informationen werden im Kontext von textil-technologischen Analysen der untersuchten Textilien interpretiert.Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, wie viele Textilien von jeder Fundstelle ortsfremder Herkunft sind, aus welchen Regionen die ortsfremden Textilien stammen, und wie sich die Menge ortsfremder Textilien über die Zeit verändert. Diese Analysen werden uns Erkenntnisse zur Entwicklung der ökonomischen, sozialen und technologischen Beziehungen zwischen den untersuchten Regionen erbringen, und werden unser Wissen aus schriftlichen Quellen vertiefen. Dieses Projekt wird zum ersten Mal untersuchen, ob die frühen Kontaktstrukturen in der größten Handelsware des späten Mittelalters, nämlich Wolle, die selben sind, wie sie über andere Handelsgüter dieser Fundstellen nahegelegt werden, etwa wie Keramik.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Cheryl Makarewicz