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Alltagsbewältigung hochaltriger Ehepaare: Intrapersonelle und zwischenmenschliche Anpassungsdynamiken
Antragsteller
Professor Dr. Denis Gerstorf
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282956531
Unser Forschungsantrag befasst sich mit einem Thema, das für eine stark zunehmende Zahl von Deutschen hochrelevant ist, nämlich der Frage, wie Hochaltrige sich an die vielfältigen Anforderungen ihres Lebensalltags anpassen. Dabei gilt unser Augenmerk der kontextuellen Einbettung individueller Entwicklungsverläufe: Theorien der Lebensspanne argumentieren seit langem, dass Lebenskontexte die individuelle Entwicklung fördern aber auch einschränken können (Baltes, 1987; Bronfenbrenner, 1979). Diese Dynamiken sollen im Rahmen des vorliegenden Drei-Jahres-Antrags anhand von drei übergeordneten Fragestellungen untersucht werden.(1) Wir betrachten das sehr hohe Lebensalter als einen (endogenen) Lebenskontext, der hohe Anforderungen an Adaptationsprozesse stellt, da akkumulierte Einschränkungen (im gesundheitlichen und kognitiven Bereich) es zunehmend schwieriger gestalten, das Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. Das sehr hohe Alter ist daher ein natürlich auftretendes Phänomen, in dem die Grenzen psychologischer Adaptationsprozesse sehr gut untersuchbar sind. Vor diesem Hintergrund besteht unser erstes Ziel darin, die spezifischen individuellen Charakteristiken und dynamischen Prozessen umfassend zu beschreiben, welche die tagtägliche Adaptations- und Funktionsfähigkeit hochaltriger Menschen kennzeichnen. Um deren Alltagsdynamik abbilden zu können, untersuchen wir Prozesse wie etwa emotionale Schwankungen, Stressreaktivität oder Emotionsregulation direkt im Lebensalltag sehr alter Menschen.(2) Wir betrachten das Mikrosystem der Partnerschaft als einen (exogenen) Lebenskontext für Adaptationsprozesse, der die Funktionsfähigkeit und Lebensweise des Einzelnen im Alltag fundamental beeinflusst. Wir untersuchen, auf welche Weise dyadische Prozesse der emotionalen Übertragung und partnerschaftlicher Zusammenarbeit bei der Bewältigung von Herausforderungen als soziale Risiko- oder Schutzfaktoren die individuellen Adaptationsprozesse behindern oder unterstützen. Daher erheben wir Daten direkt im Alltag hochaltriger Ehepaare.(3) Wir betrachten, wie individuelle und partnerschaftliche Lebenskontexte im Alltag in den allgemeinen Lebenslauf von Personen eingebettet sind. Wir erwarten, dass Konstellationen von endogenen und exogenen Adaptationsprozessen durch vorherige ontogenetische Entwicklungsprozesse mitbestimmt sind und ebenso zukünftige Entwicklungsverläufe beeinflussen. Um das Untersuchungsziel der Vernetzung mit ontogenetischen Entwicklungen zu verwirklichen, planen wir, die ambulante, mikro-längsschnittliche Erhebung alltäglicher Adaptationsprozesse hochaltriger Ehepaare in eine laufende, makro-längsschnittliche Studie (das Sozioökonomische Panel, SOEP) zu integrieren.Zusammengenommen verspricht das Gesamtprojekt uns Aufschlüsse darüber zu geben, warum einige Menschen besser altern als Andere und Informationen zur Gestaltung von Interventionen beizutragen, die altersbedingt eingeschränkte individuelle Kapazitäten unterstützen und optimal nutzbar machen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Kanada, USA
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Christiane Hoppmann; Professor Nilam Ram, Ph.D.