International Intervention against sexualised violence in conflict regions: Intended and unintended consequences
Final Report Abstract
Das Forschungsprojekt untersuchte, ob internationale humanitäre und militärische Interventionen gegen sexualisierte und gender-basierte Gewalt (SGBV) in Konfliktgebieten ihre selbstgesteckten Ziele erreichen, und welche zusätzlichen oder unintendierten Konsequenzen aus ihnen erwachsen. Hierzu wurden strukturell ähnliche Postkonflikt-Regionen in der Demokratischen Republik Kongo vergleichend untersucht. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse aus der DR Kongo in kooperativen Analysen auch mit Forschungsergebnissen aus Uganda und Sierra Leone verglichen. Wie sich im Projektverlauf zeigte, war eine quantitative Untersuchung der Korrelation von Interventionstätigkeit zu Gewalthäufigkeit nicht möglich. Die statistische Datenlage sowohl zu Interventionstätigkeiten als auch zu Gewaltvorkommnissen im SGBV-Bereich hat sich als nicht tragfähig herausgestellt. Eine rein quantitative Aussage zum Erreichen intendierter Ziele kann daher nicht getroffen werden. Die trotzdem umfangreichen gesammelten statistischen Daten aus unterschiedlichen Quellen untermauern und illustrieren jedoch die qualitativen Daten und Quellen, die im Projektverlauf erhoben worden sind. Die wesentlichen Ergebnisse der Forschung bezogen sich zum einen auf die Interventionstätigkeit selbst. Die von Interventionsorganisationen formulierten Ziele ihrer Tätigkeiten und ihre jeweilige „theory of change“, die auf akademische Forschung abhebt, sind in vielen Fällen von vornherein nicht kohärent mit den geplanten Praktiken. Unintendierte Effekte sind daher nicht nur durch die Aneignungspraktiken lokaler Akteure zu erwarten, sondern bereits durch die Projektplanungen. Der bürokratische Betrieb der Interventionsorganisationen, die Reproduktion von kolonialen Narrativen, die Kommodifizierung von SGBV-Opfern und der Fokus auf eine strafende Justiz als zentralem Präventionsinstrument untergräbt zudem den emanzipatorischen Anspruch hin zu mehr Geschlechtergleichstellung in (Post-) Konfliktgesellschaften, den viele Interventionsorganisation formulieren. Eine prägnante nicht-intendierte Konsequenz internationaler Interventionstätigkeit war die Kriminalisierung einvernehmlicher sexueller Beziehungen zwischen minderjährigen Teenagern in den urbanen und peri-urbanen Regionen im Ostkongo. Zu den unintendierten Folgen, die aus dem Zusammenspiel internationaler Interventionen, gesetzlicher Regelungen und gesellschaftlicher Normen entstanden sind, gehörte die patriarchale Kontrolle der Sexualität Heranwachsender, gerichtlich angeordnete so genannte „Jungfräulichkeitstests“ an jungen Frauen, Haftstrafen für minderjährige Männer, sowie die Trivialisierung von SGBV im gesellschaftlichen Diskurs.
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