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Exclusions in volunteered geographic information (VGI) - renewal proposal: Geodata from local experts? An examination of the assumption of localness in VGI by analysing the example of OpenStreetMap (OSM)

Subject Area Human Geography
Term from 2015 to 2021
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 281270374
 
Final Report Year 2021

Final Report Abstract

Die Web 2.0-Kartographie wurde vielfach als „Öffnung“ von Kartographie und geographischem Wissen beschrieben: Zahlreiche Freiwillige könnten nun ihr spezifisches geographisches Wissen einbringen. Die so genannte „volunteered geographic information“ (VGI) unterscheide sich daher von den „konventionellen“ geographischen Informationen, die i.d.R. in spezialisierten Organisationen von professionellen ExpertInnen produziert werden. Nicht zuletzt Arbeiten aus der Sozial- und Kulturgeographie wiesen allerdings schon früh darauf hin, dass (auch) in der Web 2.0 Kartographie soziale Exklusionen zu beobachten sind. So konnten wir bspw. in dem Vorgängerprojekt herausarbeiten, dass die unterschiedlichen Projekte der Web 2.0-Kartographie vielfach von bestimmten sozialen Gruppen dominiert werden – andere Gruppen sind exkludiert. In der Debatte um die gesellschaftlichen Chancen von VGI wird vielfach betont, dass die geographischen Informationen in VGI von Menschen „vor Ort“, d. h. von „lokale Expert*innen generiert werden. Die kritische Auseinandersetzung mit VGI geht gleichzeitig zumindest implizit von der Annahme aus, dass Exklusionen in VGI genau dort vorherrschen, wo Daten von ortsunkundigen Personen aus der Ferne produziert werden (remoteness). Obwohl sich die Annahme einer hohen (und normativ wünschenswerten) localness von VGI-Daten durch die gesamte Debatte über VGI zieht, ist diese localness bislang wenig reflektiert und kaum überprüft worden. Das kurze Fortsetzungsprojekt setzte sich intensiv mit der localness in OpenStreetMap (OSM) auseinander. Dabei haben wir zunächst einen Vergleich von Arbeiten erstellt, die Wege einer datenbasierten Differenzierung und damit quantitativen Bestimmung von lokalen und nichtlokalen Daten in OSM vorgeschlagen haben. Auf der Basis einer Analyse von changesets haben wir einen globalen Vergleich der „localness“ und „remoteness“ umgesetzt. Dabei konnten wir zeigen, wo im globalen Vergleich mehr lokale Beiträge zum Projekt OpenStreetMap geleistet wurden und wo es mehr Beiträge „aus der Ferne“ gab. So konnten wir bspw. herausarbeiten, dass sich in den letzten Jahren in bislang im Projekt unterrepräsentierten Regionen v.a. im Globalen Süden die lokale Produktion von Geodaten intensiviert hat. Auf der Basis von explorativen Interviews mit verschiedenen Akteuren in OSM haben wir in einem zweiten Schritt Veränderungen in der sozio-ökonomischen Figuration von OSM herausgearbeitet. Dabei zeigte sich, dass sich die Produktion und Nutzung von Geodaten in OSM grundlegend verändert. So wurde klar, dass es sowohl Verschränkungen von Praktiken der Geodatenerhebung vor Ort (z.B. bei mapping parties) mit kollaborativen Mapping-Aktivitäten aus der Ferne (z.B. beim humanitarian mapping) gibt, wie auch, dass einzelne OSM-Nutzer*innen sowohl lokal und remote aktiv sind und verschiedene Rollen und Positionen innerhalb der Mapping-Community einnehmen. Außerdem wurde deutlich, dass die Intensivierung der Geodatenproduktion im Globalen Süden auch vielfach auf eine Ausweitung von Aktivitäten institutioneller Akteure zurückzuführen ist. So fördern humanitär ausgerichteter Institutionen und kommerzielle Akteure zunehmend die Produktion von Geodaten in OSM. Dabei ergänzen in zunehmender Weise Verfahren des machine learning die Praktiken der Datengewinnung in OSM. Diese bislang noch kaum erforschten Veränderungen in der sozio-ökonomischen Figuration von OSM lassen sich vor dem Hintergrund konkurrierender Logiken in OSM interpretieren: einerseits eine zunehmende Erschließung der OSM-Daten für kommerzielle Nutzungen uns andererseits die letztlich emanzipativen Zielen einer gemeinwohlorientierten „digitalen Allmende“.

Publications

  • (2021): De/colonizing OpenStreetMap? Local mappers, humanitarian and commercial actors and the changing modes of collaborative mapping. GeoJournal
    Schröder-Bergen, Susanne; Glasze, Georg; Michel, Boris & Finn Dammann
    (See online at https://doi.org/10.1007/s10708-021-10547-7)
 
 

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