Das Projekt untersuchte erstmals einen Korpus von über 30.000 Bildern, die in drei zentralen Illustrierten vom Kaiserreich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen sind. Besonderer Augenmerk lag im vorliegenden Teilprojekt auf der Entwicklung einer Methodik zur Analyse von Bildervielfalt auf der Mikroebene einzelner Berichtsanlässe und der erstmaligen Vielfaltsbestimmung im Zeitverlauf durch unterschiedlich streng regulierte Mediensysteme. In der Gesamtschau zeichnet die Betrachtung sowohl einzelner Anlässe für die Bildberichterstattung als auch die von spezifischen Bildern ein ebenso eindeutiges wie unerwartetes Bild: Die Überschneidungen bleiben selbst in der Phase ausdrücklicher Kommunikationskontrolle unter dem NS-Regime stets unter 25 Prozent des untersuchten Materials. Anders ausgedrückt haben die drei untersuchten Illustrierten weite Anteile dessen, was sie in ihren Bildstrecken berücksichtigten, exklusiv berichtet - zumindest hinsichtlich der beiden untersuchten Wettbewerber. Deswegen ist anzunehmen, dass die Leser von jedem dieser Organe mit einer jeweils eigenen Bildwelt konfrontiert wurden. Auf der spezifischeren Ebene des einzelnen Bildes schließlich reduzierten sich die Überschneidungen - d.h., identische oder ähnliche Abbildungen, die in mehr als einer Illustrierten verwendet werden - noch weiter auf weniger als ein Prozent der codierten Bilder. Selbst wenn während der Epoche des NS-Staats vor dem Zweiten Weltkrieg eine gewisse Konzentration dieser Fälle zu beobachten ist, so kann man sicher nicht von einer „vereinheitlichten“ oder „einförmigen“ Bildverwendung unter Bedingungen der medialen Gleichschaltung sprechen. Der bunte Beitragsmix der lllustriertenpresse lieferte eine breite motivische Vielfalt.