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Effects of an attentional bias modification training on eating behavior in binge eating disorder

Subject Area Personality Psychology, Clinical and Medical Psychology, Methodology
Term from 2015 to 2022
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 277698300
 
Final Report Year 2021

Final Report Abstract

Das Ziel der TESSA-Studie war es, den Effekt eines computergestützten Aufmerksamkeitsmodifikationstrainings (AMT) auf Aufmerksamkeitsprozesse gegenüber Essensreizen und auf die Essstörungspathologie von Personen mit einer Binge-Eating-Störung (BES) zu untersuchen. Dafür wurden zunächst die Aufmerksamkeitsprozesse von BES-Patienten gegenüber Essensreizen querschnittlich mit denen einer normalgewichtigen und einer übergewichtigen Kontrollgruppe verglichen. Nach der Baselineuntersuchung erhielt ein Teil der BES-Gruppe ein 4-maliges AMT, durch das die Proband*innen implizit lernen sollten, ihre Aufmerksamkeit von Essensreizen wegzulenken, während der andere ein Kontrolltraining (AMT-K) erhielt. Die Studienergebnisse zeigten wie erwartet, dass in der BES-Gruppe ein Aufmerksamkeitsbias (AB) auf Essensreize vorliegt, der signifikant größer ist, als in den Kontrollgruppen. Mittels Eye-Tracking zeigte sich in einem Dot-Probe-Paradigma der AB in der BES-Gruppe vor allem durch eine verstärkte initiale Aufmerksamkeitszuwendung auf Essensreize im Vergleich zu neutralen Reizen und einer längeren Gesamtbetrachtungsdauer derselben. Im EEG zeigte die Betrachtung der ereigniskorrelierten Potentiale (EKPs) während eines Go-Nogo-Paradigmas ein komplexes, sich im zeitlichen Verlauf dynamisch entwickelndes Muster. Hervorzuheben ist dabei die verstärkte Allokation von Aufmerksamkeitsressourcen auf Essens-Stimuli in der BES-Gruppe im Zeitraum der P300. Weder die Durchführung des AMTs, noch des AMT-Ks, führten zu signifikanten Veränderungen in den Eye-Trackingmaßen. Auch bei Betrachtung der EKPs ließen sich nur geringe differenzielle Trainingseffekte beobachten. Bezüglich der motivierten Aufmerksamkeit (P300) kam es in beiden Gruppen zu einer erfolgreichen Verringerung des ABs. Im späteren Zeitfenster, möglicherweise durch stärkere Involviertheit von kognitiven Regulationsprozessen, zeigen sich kleine, differenzielle Effekte zwischen den Trainings, die jedoch nicht auf eine größere Verringerung des ABs in der AMT-Gruppe hinweisen. Während sich entgegen der Erwartungen in den zentralen Maßen der Aufmerksamkeit keine Unterschiede zwischen der AMT und der AMT-K Gruppe feststellen ließen, ist in beiden Gruppen eine deutliche Verbesserung der Essstörungspathologie zu beobachten: In beiden Gruppen wurden nach dem Training und im 3-Monats Follow-Up deutlich weniger Essanfälle und ein geringeres Craving berichtet. Diese Verbesserung könnte auf die Veränderung der Aufmerksamkeitsmuster in beiden Gruppen zurückzuführen sein, die in einzelnen Variablen zu beobachten war. Da die Verbesserung jedoch in beiden Gruppen auftrat, lässt sich aus den vorliegenden Daten nicht bestätigen, dass das AMT den Aufbau gesundheitsfördernder Aufmerksamkeitsmuster über die angenommenen Mechanismen fördert. Ein Erklärungsansatz, warum es in beiden Gruppen zu einer Verbesserung der Aufmerksamkeitsprozesse kam, ist, dass es durch die wiederholte Reizkonfrontation ohne tatsächlichen Nahrungsmittelkonsum zu einer Habituation gekommen sein könnte. Da sich insbesondere in den Eye-Trackingvariablen keine signifikanten Veränderungen in den Aufmerksamkeitsprozessen zeigten, müssen auch alternative Erklärungen herangezogen werden, die sich nicht auf diese Prozesse beziehen. Zum Beispiel könnte die Studienteilnahme inklusive einer Mehrzahl diagnostischer Sitzungen insgesamt zu einer stärkeren und differenzierteren Auseinandersetzung der Probanden mit dem Thema Binge-Eating geführt haben. Darüber hinaus sind auch der Einfluss einer allgemeinen, nicht essensspezifischen Verbesserung der Aufmerksamkeitssteuerung durch das Training, sowie Erwartungseffekte mögliche Faktoren, die weiterhin untersucht werden sollten.

 
 

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