Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Geschichte des Biers in den USA vor der Prohibition: Von einem deutschen Kulturgut zu einem amerikanisierten Massenprodukt? Eine '(Re)Invention of Tradition and Consumption'

Antragstellerin Jana Weiß, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273440193
 
Aufbauend auf Studien im Bereich der (Deutsch-)Amerikanischen Immigration und der sogenannten Food Studies analysiert das Projekt die historischen Entwicklungen der Vermarktungs-, Wahrnehmungs- und Konsummuster des Bieres in den USA aus verflechtunsggeschichtlicher Perspektive von Anfang des 19. Jahrhunderts als Biere nach 'deutscher' Brauart das erste Mal in den USA gebraut wurden bis zur nationalen Prohibition 1920, die die Produktion, den Verkauf und den Transport von Alkohol über 0,5%-Vol. verbot. Während britische und niederländische Brautraditionen (insbesondere das britische Ale) bereits im 16. Jahrhundert den Atlantik überquerten, lösten deutsche Einwanderer Mitte des 19. Jahrhunderts eine Lager-Bier 'Revolution' aus, die die Trinkkultur der USA für immer veränderte. Seither ist Lagerbier eines der bedeutendsten Kulturgüter deutscher Einwanderer in den USA, dessen Brauer fortan als transkulturelle Botschafter den Ruf 'der' deutschen Biernation in den USA vertraten und verbreiteten. Basierend auf Fallstudien in drei Regionen (Mittlerer Westen, Ost- und Westküste) untersucht das Projekt den kulturellen Transfer des Bieres als eine '(re)invention of tradition and consumption', d. h. als einen differenzierten geographischen wie sozial-kulturellen Austauschprozess deutscher, britischer, niederländischer, irischer und (später) tschechischer Biertraditionen in den USA. Insgesamt sollen die multiplen und komplexen Vermarktungsstrategien und -formen als Ausdruck (re)konstruierter 'kultureller Identitäten', deren Anpassungsprozesse sowie Gestalt, Rolle und Einfluss der Bierbrauer im chronologischen Wandel bestimmt werden. Dabei stelle ich drei Thesen auf: (1) Bier wurde als Emblem einer komplexen und fortwährend verhandelten Deutsch-Amerikanischen Identität (in Selbst- und Fremdzuschreibungen) politisiert. (2) Bier wurde zunehmend als nationales, 'deutsches' Produkt vermarktet, um die Gruppenidentität zu stärken und sich von anderen ethnischen Gruppen abzusetzen. (3) Gleichzeitig wurde Bier jedoch als Produkt jenseits von Ethnizität, Klasse, oder Gender durch eine idealisierte Version des 'American Way of Gemütlichkeit' vermarktet, was letztlich das genuin 'Deutsche' verdrängte. Der Fokus liegt dabei auf drei eng miteinander verbundenen Aspekten: (1) die Produktentwicklung und -vermarktung in Relation zu den bereits bestehenden und neu entstehenden Konsummustern; (2) die Rolle der Brauereien/der Brauer als zentripetale Kräfte; (3) die Auswirkungen anti-deutscher Propaganda, Gesundheitskampagnen und der Temperenz-Bewegung.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung