Die Sprache der Karaboro
Final Report Abstract
Die während der beiden Projektphasen erzielten Forschungsergebnisse haben nicht nur eine Lücke in der Dokumentation der Senufo-Sprachen geschlossen und damit die Grundlagenforschung zu den Gursprachen vorangebracht, sondern haben darüber hinaus durch den grundsätzlich vergleichend angelegten Forschungsansatz zur Klärung von Fragen der internen wie auch externen Klassifikation der Senufosprachen beigetragen. Dieser klassifikatorisch außerhalb des ‚Zentralen Gur’ anzusiedelnde Zweig der Gursprachen stellt zwar ein wichtiges Bindeglied zwischen diesen und den Mandesprachen dar, ist aber dennoch – wie die Forschungsergebnisse dieses Projektes noch einmal unterstreichen – eindeutig als Bestandteil der Gur-Sprachenfamilie anzusehen. Damit ist die von Williamson & Blench (2000) ohne nähere Begründung vorgeschlagene Ausklammerung des Senufo aus dem Gur-Verband und klassifikatorisch als frühe Abspaltung (vor der Herausbildung des 'Gur-Adamawa-Zweiges') definierte Position des Senufo zurückzuweisen. Zweifelsohne aber liefern die Senufosprachen mit ihren strukturellen Besonderheiten wichtige Befunde zur Rekonstruktionen des Niger-Congo insgesamt. Die Ergebnisse des Karaboro-Projektes vertiefen außerdem unsere Erkenntnisse hinsichtlich areal-typologischer Annahmen nicht nur hinsichtlich der Gur-Mande-, sondern auch hinsichtlich interner Gur-Beziehungen (wie zwischen Karaboro und Cerma/Curama oder CÄfO oder Tusian) und zeigen darüber hinaus wie vielfältig und in keiner Weise vorhersagbar sich sprachliche Entwicklungen vollziehen, so dass wiederum belegt worden ist, das mal die eine, mal die andere Sprechergemeinschaft gemeinsam ererbtes Sprachgut bewahren oder aufgeben kann. Im Einzelnen sind die folgenden Ergebnisse festzuhalten: Die Sprache der Karaboro bildet ein Dialektkontinuum, als dessen Extreme jeweils die Varietäten von Ténguéréla und von Tiéfora anzusehen sind. Sowohl die Sprecher des Kar als auch die des Syer betrachten jedoch ihre Sprachen als distinkte Einheiten, was vermutlich kulturelle und ökonomische Gründe hat. - Das westliche Karaboro (Syer) scheint in vieler Hinsicht konservativer zu sein als das östliche Karaboro (Kar). Diese Feststellung gründet sich insbesondere auf Befunde aus der Phonologie sowie der Nominalmorphologie. Man findet im Syer auch sprachliche Merkmale, die vereinzelt im Zentral-Senufo (Suffigierung von Indefinit- und Interrogativmorphemen) oder im Süd-Senufo belegt sind (Vorhandensein des glottalen Frikativs, Fehlen eines äußerungsfinalen Negationsmorphems, einheitliches Negationsmorphem in Post-Subjekt-Position in fast allen Satztypen),ohne dass daraus Rückschlüsse auf eine nähere Verwandtschaft oder eine gemeinsame Klassifikationsebene geschlossen werden könnten. - Als eindeutige Neuerung des Karaboro ist die Entwicklung von Diminutivsuffixen in fast allen Nominalklassen und, im Syer, die Verwendung dieser besonderen Suffixe auch als Konkordanzmorpheme innerhalb einer Nominalphrase anzusehen. Eine ähnliche morphologische Vielfalt zum Ausdruck von diminutiven Sachverhalten ist aus dem Cerma bekannt.
Publications
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Dombrowsky-Hahn, Klaudia