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Local Party Systems in Germany

Subject Area Political Science
Empirical Social Research
Term from 2015 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 268534054
 
Final Report Year 2020

Final Report Abstract

1. Die Kommunalwahldatenbank mit allen verfügbaren Ergebnissen von Kommunalwahlen (Stadräte, Gemeinderäte und Kreistage), die zwischen 1990 und 2016 in allen deutschen Flächenländern stattfanden, kann über den Datenbestandskatalog (DBK) des GESIS Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Mannheim unter der Archivnummer ZA6914 heruntergeladen werden. 2. Ein im Vergleich zu bisherigen Ansätzen zeitlich deutlich flexibleres Analyseraster mit Parteisystemeigenschaften erwies sich als sehr geeignet, um lokale Parteiensysteme, die sich infolge dieser Wahlergebnisse vor Ort herausbilden, identifizieren und beschreiben zu können. 3. Eine Realtypologie im zeitlichen Querschnitt ergab, dass es im wesentlichen drei Haupttypen von lokalen Parteiensystemen gibt: (1) Der erste und größte Typus wird im Untersuchungszeitraum von den Bundestagsparteien, die zeitgleich zur stattfindenden Kommunalwahl auch im Bundestag vertreten sind, dominiert. (2) Im zweiten Typus sind parteifreie Wählergemeinschaften zentrale Akteure des Parteiensystems. (3) In einem dritten, sehr kleinen Typus sind Einzelbewerber/innen die einzigen Akteure, die in den kommunalen Vertretungskörperschaften vertreten sind. Vor allem in diesem Falle ließe sich paradoxerweise auch von lokalen „Kein-Parteiensystemen“ sprechen. 4. Im Zeitverlauf erweisen sich diese Befunde bisher als äußerst stabil. Im Untersuchungszeitraum von 1990 bis 2016 gibt es nur wenig Volatilität. In 9.398 Kommunen waren ausschließlich Bundestagsparteien dominant (57,9 %), in 2.063 weiteren (12,7 %) waren es parteifreie Wählergemeinschaften und in 201 Gebietskörperschaften (1,24 %) traten ausschließlich Einzelbewerber/innen zur Kommunalwahl an. Die sehr wenigen Wechsel, die zwischen diesen drei Typen überhaupt stattfanden, gab es lediglich von parteidominierten zu Parteiensystemen, in den Wählergemeinschaften den Ton angeben (N = 4 bzw. 0,2 ‰), sowie in Gemeinden, in denen zuvor parteifreie Wählergemeinschaften dominiert hatten zu so genannten „Kein-Parteiensystemen“ ohne jeglichen Einfluss von Parteien und kommunalen Wählergemeinschaften auf die Auswahl des Kandidatenfeldes (N = 53 oder 0,33 %). 5. Es ist sehr stark davon auszugehen, dass die Wahlen von 2019 und auch die kommende Kommunalwahl in Bayern 2020 mehr Veränderungen mit sich bringen werden. Zum einen, weil seit der Bundestagswahl von 2017 die AfD zu den Bundestagsparteien gehört. Darum wäre es sicher interessant, diesen besonders großen Typus zukünftig differenzierter zu betrachten. Zum anderen hat der Bayerische Landtag im Februar 2018 das Kommunalwahlrecht nivelliert, so dass von nun an auch „Zweitlisten“ der gleichen Partei oder Gruppierung als Wahlvorschläge zulässig sind. 6. Um jedoch den Einfluss der beiden genannten Entwicklungen untersuchen zu können, müsste die Kommunalwahldatenbank zwingend fortgeschrieben werden. Unsere größte inhaltliche Überraschung war wohl, dass sich verschiedene geplante, statistisch zulässige Analyseverfahren aufgrund der schieren Mächtigkeit des Datensatzes nicht ohne Hochleistungsrechner (HLR) umsetzen lassen können. Wir hatten auch nicht damit gerechnet, dass sich im Querschnitt nur drei und im Zeitverlauf – mit den beiden Mischtypen – insgesamt nur fünf verschiedene Typen von lokalen Parteiensystemen zeigen würden. Weil der bisherige Forschungsstand die Bedeutsamkeit der bundeslandspezifischen Regelungen des Kommunalwahlrechts sehr stark betont, hätten wir sowohl im Querschnitt (13 Flächenländer) als auch im Zeitverlauf (12 Bundesländer, ohne Schleswig-Holstein) mit deutlich mehr Realtypen gerechnet.

Publications

  • 2016: Decentralization of Power and of Decision-Making: An Institutional Driver for Systems Change to Democracy, S. 281–298 in: Holtmann, Everhard/Lee, Eun-Jeung (Hrsg.): Knowledge Transfer as Intercultural Translation: The German Reunification as a ‘Lesson’ for Korea? [= HSR; 41 (3) No. 157]. Cologne, Germany: GESIS – Leibnitz Institute for the Social Sciences
    Holtmann, Everhard/Rademacher, Christian
    (See online at https://doi.org/10.12759/hsr.41.2016.3.281-298)
  • 2016: Knowledge Transfer as Intercultural Translation in the German-Korean Context: Facing Possible Future Challenges within the Triangle of Unification, System Transformation and Societal Integration, S. 197–210 in: Holtmann, Everhard/Lee, Eun-Jeung (Hrsg.): Knowledge Transfer as Intercultural Translation: The German Reunification as a ‘Lesson’ for Korea? [= HSR; 41 (3) No. 157]. Cologne, Germany: GESIS – Leibnitz Institute for the Social Sciences
    Holtmann, Everhard/Lee, Eun-Jeung/Rademacher, Christian
    (See online at https://doi.org/10.12759/hsr.41.2016.3.197-210)
  • 2016: What if? Outcomes of a Simulation Game on Administrative Transformation After a Korean Reunification. RC42.01 ‘Translation’ or “Transcoding” – Methods for Intercultural Transfer of Policy between Germany and Korea with Focus on Unification, 24th IPSA/AISP World Congress of Political Science July 23–28, 2016, Poznan
    Rademacher, Christian
  • 2017: Wie lernt die Verwaltung der Republik Korea vom Beispiel der deutschen Wiedervereinigung? Empirische Ergebnisse eines Planspiels mit südkoreanischen Beamten. Panel Koreanistik/Korean Studies, 33. Deutscher Orientalistentag: Asien, Afrika und Europa (DOT 2017) vom 18.–22.09.2017 an der FSU Jena
    Rademacher, Christian
  • 2019: ‘Life cycles’ of German Local Party Systems. A Sequence Analysis of Local Election Results. International Conference: “Complex Dynamics of Global and Local Inequalities. Concepts of Analysis, Concepts of Intervention?” December 5-6, 2019 in Halle
    Rademacher, Christian
 
 

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