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Prähistorische Mensch-Umwelt-Beziehungen im Gipskarst der Windsheimer Bucht, Nordbayern. Dolinen als Archive für Siedlungs- und Landschaftsentwicklung

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Physische Geographie
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268163883
 
Mit den Geländehohlformen des westfränkischen Gipskarstes ist seit wenigen Jahrzehnten eine eigenständige Denkmalkategorie ins Blickfeld der Vorgeschichtsforschung in Süddeutschland getreten. Die gut dokumentierten „Dolinenbefunde“ der Windsheimer Bucht liefern außergewöhnliche Erkenntnisse über die Siedlungsgeschichte der Region. Gipskarstdolinen in unterschiedlichen Entstehungs- und Verfüllungsstadien wurden in vorgeschichtlicher Zeit immer wieder vom Menschen aufgesucht, ohne dass deren Funktion im Rahmen der Raumnutzung bisher grundlegend analysiert werden konnte. Das übergeordnete Ziel des Forschungsvorhabens besteht darin, in einem interdisziplinären Ansatz die Mensch-Umwelt-Beziehungen in der ‚Siedlungskammer‘ der Windsheimer Bucht vom Spätpaläolithikum bis zu den jüngeren Metallzeiten zu rekonstruieren. Die bisher als siedlungsungünstig geltende und zur Altsiedellandschaft der fränkischen Gäuflächen marginal gelegene Gipskeuperlandschaft wurde nach geltender Meinung nur temporär besiedelt. Das Projekt soll die aus den Stratigraphien von Dolinen erschließbare tatsächliche anthropogene Begehung und Landnutzung in ihrer Beziehung zum natürlichen Umweltgeschehen darstellen. Auf diese Weise sollen für verschiedene prähistorische Perioden modellhafte Vorstellungen von der Landschafts- und Siedlungsentwicklung gewonnen werden. Ein weiteres grundlegendes Ziel ist die Erforschung der natürlichen und anthropogen beeinflussten Verfüllungsprozesse von Dolinen im Rahmen der Landnutzung und Umweltentwicklung. Das räumliche Konzept 'des Arbeitsgebietes' umfasst drei miteinander vernetzte Landschaftskompartimente: die Gipskarst-Hohlformen bei Marktbergel, Hänge, Kuppen und Tallagen mit flächiger archäologischer Befundsituation sowie Bachtälern und Talbecken. Das Projektvorhaben besteht aus einem archäologischen, einem bodengeographischen und einem gemeinschaftlichen archäologisch-bodengeographischen Teil. Die Zielsetzung des archäologischen Forschungsfeldes besteht in der Rekonstruktion der diachronen Besiedlung und Nutzung der Gipskarstlandschaft der Windsheimer Bucht anhand der Fundplätze des Arbeitsgebietes sowie der Interpretation der jeweiligen Funktion der Dolinen. Daneben liegt der Fokus auf der Rekonstruktion der natürlichen Umweltbedingungen vor menschlichen Eingriffen sowie auf der Bemessung der anthropogenen Boden- und Landschaftsveränderungen. Als ein Hauptziel des interdisziplinären Ansatzes werden nachweisbare Bilder der Paläotopographie rekonstruiert und in Bezug zur vorgeschichtlichen Landschaftsnutzung gestellt. Damit wird es erstmals für den nordbayerischen Raum möglich sein, eine mehr als 5000jährige Abfolge von Besiedlung und Siedlungslücken in direkten Kontext zur landschaftsgeschichtlichen Entwicklung zu setzen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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