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Deliberative Interaktionen in Nutzerkommentaren. Eine Mehr-Ebenen-Analyse verschiedener Einflussfaktoren auf Umfang und Qualität von Diskussionen im Internet.

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265968643
 
Aus öffentlichkeitstheoretischer Perspektive sind Nutzerkommentare auf Nachrichtenwebsites aus mehreren Gründen sehr interessant und für die empirische Forschung hochrelevant. Anders als Leserbriefe richten sich Nutzerkommentare nicht nur an journalistische Redaktionen, sondern immer auch an das Mit-Publikum. Im Unterschied zu Blogs und anderen Formen der politischen Meinungsäußerung im Internet ermöglichen sie die massenmedial vermittelte Beteiligung an öffentlichen Diskursen direkt im Anschluss an journalistische Inhalte. Zumindest potentiell erreichen Nutzerkommentare dadurch das gleiche Publikum wie die Artikel auf Nachrichtenwebsites selbst. Technisch schaffen Kommentarbereiche durch den reziproken Wechsel von Adressaten- und Sprecherrollen die Voraussetzungen für deliberative Interaktionen. Auch unabhängig davon, von wie vielen Lesern Nutzerkommentare tatsächlich wahrgenommen werden, können sie auf den Verlauf und die Strukturen öffentlicher Kommunikation zurückwirken. Denn der Adressatenkreis der Journalisten verfolgt die Diskussionsverläufe und die darin ausgedrückten Publikumspräferenzen auf jeden Fall. Das Projekt fragt deshalb erstens danach, wie umfangreich und mit welcher Qualität Nutzer in den Kommentarbereichen auf professionellen Nachrichtenwebsites miteinander diskutieren. Zweitens werden erklärend verschiedene Rahmenbedingungen einbezogen, die solche Diskussionen fördern oder behindern können. In theoretischer Hinsicht wurden solche Rahmenbedingungen zwar bisher häufig in der Literatur erwähnt, aber ihr Einfluss auf Umfang und Qualität deliberativer Interaktionen nie systematisch einbezogen. In methodischer Hinsicht wurde die deliberative Qualität bisher nicht als relationale Beziehung zwischen Nutzern untersucht, obwohl dieses Vorgehen potentiellen Vernetzungen im Internet besser gerecht wird.Im Projekt werden Umfang und Qualität in der Nutzerkommentare mit einer relationalen Inhaltsanalyse erfasst, da sie Interaktionen besser abbildet als nicht-relationale Inhaltsanalysen. Zweitens werden Rahmenbedingungen auf verschiedenen Ebenen berücksichtigt, die deliberative Interaktionen fördern oder behindern können: Einflussfaktoren der Medienorganisationen (z.B. publizistische und ökonomische Ziele), ihres journalistischen Angebots (z.B. Themen, Nachrichtenfaktoren), der Ausgestaltung des Kommentarbereichs (z.B. Moderationsstrategien, Anordnung der Postings) sowie der Sprecher (z.B. Sprechertyp, politische Position). Mit einer Mehr-Ebenen-Analyse wird der relative Einfluss dieser Faktoren auf Umfang und Qualität (deliberativer) Interaktionen auch methodisch-statistisch abgebildet. Ergänzend wird in einer Input-Output-Analyse untersucht, nach welchen Selektionskriterien Nutzerkommentare auf Nachrichtenwebsites überhaupt veröffentlicht werden. Mittels Befragung werden flankierend Motive und Strategien von (Journalisten in) Redaktionen identifiziert, die den Umgang mit Nutzerkommentaren aus journalistischer Sicht erhellen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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