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Antike Stadtentwicklung an der Grenze der griechischen Oikumene. Archäologische Untersuchungen im Vorstadtareal Olbia Pontikes
Antragsteller
Professor Dr. Jochen Fornasier
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264558729
Das Ziel des deutsch-ukrainischen Kooperationsprojekts ist die Erforschung der Genese, Größe und Struktur der Vorstadt Olbia Pontikes als einem wichtigen städtischen Bestandteil einer griechischen Schwarzmeerkolonie. Die Fortführung der erfolgreichen archäologischen Tätigkeiten aus der ersten Antragsphase sowie eine neue Vernetzung mit geophysikalischen Prospektionen und geochemischen Keramikanalysen sollen in der zweiten Projektphase für einen größtmöglichen Informationsgewinn genutzt werden. Die geophysikalische Prospektion bietet dabei die Chance, Fragen zur Ausdehnung und zur Struktur der Vorstadt sowie zu einer ehemaligen Westbegrenzung zu beantworten. Eine bereits 2014 durchgeführte Pilotstudie bietet hierfür die Grundlagen. So zeigen die entsprechenden Magnetogramme aus den Testarealen klar zu unterscheidende Anomalien im Bereich der vermuteten Vorstadt und im bekannten Nekropolenareal, zwischen denen in einem Messabschnitt sogar eine ca. 45 m lange, lineare Anomalie als erster Hinweis auf eine möglicherweise ursprünglich befestigte Westbegrenzung der Vorstadt zu erkennen ist. Archäologische Feldforschungen sollen auf Basis dieser geophysikalischen Prospektionen gezielt durchgeführt werden und dienen gleichzeitig deren Überprüfung und Aktualisierung. Sie geben Klarheit über die konkrete Befundzusammensetzung, lassen Entwicklungslinien aufzeigen und ermöglichen über das Fundspektrum die konkrete zeitliche Einordnung der ausgewählten Strukturen. Es gilt die These zu prüfen, ob die Vorstadt entlang der Weststraße entstand und sich langsam in die Fläche ausdehnte und ob es Unterschiede in Qualität und Ausführung der Wohnstrukturen gibt, je weiter von dem repräsentativen Verkehrsweg entfernt gebaut wurde. Insgesamt sind drei repräsentativ ausgewählte Grabungsareale vorgesehen, deren Ergebnisse für eine Vergleichsanalyse zur Verfügung stehen werden. Gleichzeitig ist auch die Situation in Bereich der vermuteten befestigten Vorstadtbegrenzung archäologisch zu überprüfen.Systematische Keramikanalysen sollen die archäologischen Feldforschungen schließlich begleiten. Sie sind in dieser Form ein Novum für Olbia und dienen der Erforschung der Genese einer lokalen Keramikproduktion im 6./5. Jh. v. Chr. Das Ziel ist der Aufbau einer aussagekräftigen Datenbank, in der vor allem das keramische Fundspektrum aus der Vorstadt berücksichtigt wird und die im Idealfall weiterführende Erkenntnisse zur Herkunftsbestimmung und zu lokalen wie auch überregionalen Handelskontakten ermöglicht. Zur Komplettierung des Fundspektrums sind zudem Vergleichsproben aus der südlich gelegenen griechischen Niederlassung Borysthenes und der nördlich gelegenen indigenen Siedlung Nemirov geplant, die für eine Rekonstruktion von lokalen Handelskontakten von großer Bedeutung sein können, da aus beiden Siedlungen ein umfangreiches griechisches wie auch lokal determiniertes Keramikspektrum bekannt ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Ukraine
Mitverantwortlich(e)
Privatdozentin Dr. Alla Bujskich
Kooperationspartner
Dr. Andrej Ivcenko