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Aufmerksamkeitsprozesse in der Verarbeitung sozial relevanter Reize: Moderatoren verzerrter Aufmerksamkeit und Bedeutsamkeit für das Erleben sozialer Angst
Antragstellerin
Dr. Sylvia Helbig-Lang
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258987001
Eine veränderte Aufmerksamkeit für bedrohliche Reize (Attentional Bias) wird als relevant für die Entstehung und die Aufrechterhaltung der Sozialen Angststörung (SAD) diskutiert. In jüngster Zeit wurde dieses Phänomen auch zum Ansatzpunkt therapeutischer Interventionen gemacht. Erste Studien zur Überprüfung solcher Aufmerksamkeitsmodifikationstrainings zeigten beeindruckende Effekte, die jedoch nicht konsistent repliziert werden konnten. Experimentelle Befunde legen nahe, dass der Attentional Bias bei SAD keine einheitliche Ausprägung aufweist und durch Kontextfaktoren (z.B. Ausprägung state-Angst, Aufgabenanforderungen) sowie durch interindividuelle Unterschiede (z.B. in Selbstregulationsfähigkeiten) be-einflusst wird. Für die Beurteilung und Weiterentwicklung aufmerksamkeitsbezogener Interventionen müssen daher Auftretensbedingungen des Attentional Bias sowie die Mechanismen, die seiner Beziehung zu Angstsymptomen zugrunde liegen, näher beschrieben werden. Das geplante Forschungsprojekt prüft, unter welchen Bedingungen ein Attentional Bias für angstrelevante Reize erwartet werden kann. Als Moderatoren werden dabei Aufgabenanforderungen, das Vorliegen von state-Angst und interindividuelle Unterschiede in Selbstregulationsfähigkeiten untersucht. Dabei wird angenommen, dass sich eine Vigilanz für Bedrohungsreize übergreifend in frühen Aufmerksamkeitsphasen zeigt, während sich die Aufmerksamkeitsverteilung in späteren Aufmerksamkeitsphasen in Abhängigkeit von interindividuellen Unterschieden ausprägt. Gleichzeitig wird angenommen, dass diese unterschiedlichen Bias-Komponenten in unterschiedlicher Weise mit der Symptomatik assoziiert sind und dass diese Assoziationen durch weitere Verzerrungen in der Informationsverarbeitung vermittelt werden.Es sind zwei experimentelle Studien an Personen mit SAD und gesunden Kontrollprobanden geplant. Zentraler Bestandteil beider Studien ist die Messung der Aufmerksamkeit für soziale Stimuli mithilfe eines Visual Search-Paradigmas sowie direkter Blickbewegungserfassung. In Studie 1 wird state-Angst experimentell induziert und die Auswirkungen auf Aufmerksamkeitsprozesse bei verschiedenen Aufgabenanforderungen untersucht. In Studie 2 wird zusätzlich eine standardisierte Verhaltensprobe durchgeführt und kognitive Schemata erfasst, um die Zusammenhänge zwischen Auffälligkeiten der Informationsverarbeitung und dem Erleben und Verhalten in sozialen Situationen zu untersuchen. Beide Studien berücksichtigen interindividuelle Unterschiede in der Aufmerksamkeitskontrolle als Moderatorvariable. Die Ergebnisse liefern Hinweise für Weiterentwicklung von Aufmerksamkeitstrainings und erlauben Aussagen, für wen solche Trainings geeignet sind. Gleichzeitig tragen die Befunde zum Verständnis grundlegender Störungsmechanismen der SAD bei. Durch die Berücksichtigung direkter Blickbewegungserfassung ist darüber hinaus eine Untersuchung der Validität etablierter indirekter Paradigmen der Aufmerksamkeitsmessung möglich.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professorin Tania Marie Lincoln, Ph.D.