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Das reichsstädtisch-territoriale Netzwerk des Arztes Johann Franc (1649-1725) und der medizinische Markt in Ulm um 1700 im Spiegel zeitgenössischer Patientenjournale: Francs Bibliothek als Wissensbasis

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257059000
 
Ziel des Projektes war bis jetzt die systematisch-kritische Auswertung des etwa 1.400 Manuskriptseiten umfassenden Autographs Ephemeris des Johann Franc (1649-1725) und der ergänzenden Überlieferung. Auf dieser Grundlage wurden das territoriale Netzwerk Francs und die Gestalt des medizinischen Marktes in und um Ulm um 1700 erschlossen.Das Projekt ergab u.a., dass jedes Kapitel der Ephemeris mit theoretischen Überlegungen unterfüttert ist, bei denen sich Franc auf die Aussagen medizinischer Autoritäten von der Antike bis in seine Gegenwart stützt. Doch verweist Johann Franc (wie zu dieser Zeit gemeinhin üblich) häufig nicht auf seine Quellen, aus denen er ganze Passagen übernahm und durch Einfügung von Namen aus dem eigenen Patientenkreis gewissermaßen nach Ulm übertrug. Diese Arbeitsweise ließ es bereits im abgeschlossenen Projektabschnitt geraten erscheinen, sich näher mit der Bibliothek Francs als Arbeitsgrundlage seines Patientenjournals und seiner anderen Schriften zu beschäftigen. Zu diesem Zweck wurde ein Exemplar des Bibliothekskatalogs transkribiert und die dort aufgeführten Kurztitel wurden erfasst. Im Laufe seines Lebens trug Franc eine umfangreiche Bibliothek von etwa 2.500 Titeln in ca. 1.800 Bänden zusammen. Schon die Zeitgenossen hoben den umfangreichen Bestand an medizinischen und naturkundlichen Schriften lobend hervor. Mit dem Fortsetzungsantrag verfolgen wir nun das Ziel, die Wissensgrundlage der Ephemeris genauer zu analysieren und Francs Kompilationstechnik auf den Grund zu gehen. Wir versprechen uns hiervon tiefe Einblicke in die theoretische Arbeitsweise frühneuzeitlicher Ärzte auf Basis der ihnen zur Verfügung stehenden Literatur. Neben öffentlichen Bibliotheken nutzten die Ärzte private Sammlungen und bauten im Laufe ihrer Arbeit umfangreiche Privatbibliotheken für ihre wissenschaftliche Arbeit auf. Gerade im Fall Francs war dies essentiell, weil die Ulmer Bibliothek kaum über medizinische Werke verfügte.Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die Rekonstruktion der Privatbibliothek in ihrem ursprünglichen Umfang von 1726 und ihrer Entwicklung nach der Stiftung an die Bibliothek der Reichsstadt Ulm. In einem zweiten Schritt soll festgestellt werden, welche Teile der Bibliothek Francs heute noch im Bestand der Stadtbibliothek zu finden sind. Auf der so geschaffenen Grundlage sollen weitergehende inhaltliche Analysen des ursprünglichen Buchbestands, eine materielle Untersuchung der noch vorhandenen Exemplare sowie eine Auswertung der erhaltenen (die Bibliothek betreffenden) Korrespondenz Francs erfolgen. So sollen Francs Praktiken der Buchbeschaffung, des Sammelns und des Gebrauchs seines persönlichen Wissens- und Argumentationsarsenals im Kontext seiner eigenen Publikationen und seiner gelehrten und privaten Netzwerke erschlossen werden sowie im Vergleich mit anderen Ärztebibliotheken Schlussfolgerungen zum medizinischen Buchwesen der Frühen Neuzeit gezogen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartner Professor Dr. Hubert Steinke
 
 

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