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SPP 1859: Erfahrung und Erwartung. Historische Grundlagen ökonomischen Handelns
Fachliche Zuordnung
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung
Förderung von 2015 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 255716236
Erwartungen sind eine elementare Voraussetzung für ökonomisches Handeln. Da zukunftsbezogene Entscheidungen stets unter der Bedingung von Unsicherheit erfolgen, tragen Erwartungen dazu bei, Komplexität zu reduzieren und verfügbare Informationen möglichst effizient zu nutzen. Erwartungen generieren demnach Handlungswissen und sind in allen ökonomischen Entscheidungssituationen von zentraler Bedeutung. Das geplante Schwerpunktprogramm greift somit ein grundlegendes Problem der ökonomischen Forschung auf und untersucht dies aus einer historischen Perspektive. Drei Ziele stehen im Zentrum des Vorhabens: Erstens soll auf breiter empirischer Basis untersucht werden, wie Erwartungen entstehen und wie sie in ökonomisches Handeln umgesetzt werden. Ökonomische Erwartungsbildung wird dabei als komplexer Prozess begriffen, der durch historische Ereignisse und Erfahrungen maßgeblich geprägt wird. Zweitens soll der historische Wandel von Erwartungen analysiert werden. Die Art und Weise, wie sich Erwartungen bilden, so die Ausgangsthese, hat sich im Zeitverlauf erheblich verändert. Drittens sollen Krisen, Schocks und Strukturbrüche als zentrale Determinanten von Erwartungsbildung analysiert werden. Erwartungen dürften nicht nur eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krisen spielen, sondern sich auch in ihrem Verlauf grundlegend verändern. Das geplante Schwerpunktprogramm untersucht das Verhältnis von historischer Erfahrung und ökonomischer Erwartungsbildung anhand von fünf Themenfeldern (Finanzmärkte, Unternehmen, Konsum, Wirtschaftspolitik, ökonomische Experten), um eine möglichst breit angelegte empirische Analyse über längere Zeiträume zu ermöglichen. Das Schwerpunktprogramm beruht auf einer systematischen Verbindung historischer und ökonomischer Forschungsansätze, integriert aber darüber hinaus soziologische, verhaltenswissenschaftliche und juristische Fragestellungen. Durch das interdisziplinäre Profil und die konsequente Verbindung theoretischer und historisch-empirischer Forschungsmethoden entfaltet das Programm sein spezifisches Innovationspotential, das nicht nur der Wirtschaftsgeschichte, sondern auch den angrenzenden Disziplinen wichtige Impulse geben wird.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug
Schweiz, USA
Projekte
- Antizipation von Erwartungen - Finanzinstitute und die Beobachtung des Sparverhaltens in Westdeutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika (Antragsteller Hesse, Jan-Otmar )
- Belief Formation und Wellen von Optimismus und Pessimismus: Reaktion auf historische Trends, Katastrophenrisiken und persönliche Erfahrungen (Antragstellerin Faia, Ph.D., Ester )
- Das Management von Erwartungen. Externe Beratung und unternehmerische Entscheidungsfindung in der Bundesrepublik Deutschland nach 1965 (Antragsteller Nützenadel, Alexander )
- Determinanten und Effekte von Geschäftserwartungen in Deutschland nach 1980 (Antragsteller Enders, Zeno ; Müller, Gernot )
- Die Bedeutung von Erfahrungen und Erwartungen für demographische Entscheidungen: Deutschland, 1871-2000 (Antragsteller Streb, Jochen )
- Die Erwartung von Grenzen und die Begrenzung der Erwartungen. Ökonomische Expertise, Umweltpolitik und Konsum 1970-2000 (Antragsteller Graf, Rüdiger )
- Die Verwandlung des Geldes. Eine transatlantische Geschichte der "Geldillusion" während der Zeit des Goldstandards, ca. 1870-1925 (Antragsteller Teupe, Sebastian )
- Entwertung der Erfahrung? Erwartungsbildung in kleinen und mittleren Unternehmen im wirtschaftlichen Strukturwandel seit den 1970er Jahren (Antragsteller Plumpe, Werner )
- Erfahrung und Erwartung. Geschichte der ökonomischen Zukunft (Syntheseprojekt) (Antragsteller Nützenadel, Alexander ; Streb, Jochen )
- Erwartung und Prognose. Konjunkturforschung in den Vereinigten Staaten, Deutschland und den Niederlanden, 1920-1960 (Antragsteller Nützenadel, Alexander )
- Erwartungen erschaffen (Antragsteller Kriwoluzky, Alexander ; Schularick, Moritz )
- Erwartungen und Erfahrungen: Welche Faktoren determinierten Investitionen in Bankaktien im Zeitraum 1897 bis 1931? (Antragstellerin Lehmann-Hasemeyer, Ph.D., Sibylle )
- Gemeinden und ihre Erwartungen an Auszahlungen von Swap-Geschäften (Antragstellerin Trampusch, Christine )
- Große Erwartungen? Deutschlands Erholung von der Weltwirtschaftskrise 1932-1936 (Antragsteller Jung, Philip ; Kriwoluzky, Alexander ; Schularick, Moritz )
- Heterogenität makroökonomischer Erwartungen: Welche Rolle spielen individuelle historische Erfahrungen, das örtliche Umfeld und sozioökonomische Faktoren? (Antragsteller Conrad, Christian ; Dovern, Jonas ; Krüger, Fabian )
- Hochfliegende Erwartungen: politische Einflüsse, Wissenstransfer und Krisenerfahrung als prägende Faktoren für Entstehung und Unternehmensführung der multinationalen Fluglinie Air Afrique zwischen 1961 und 1990 (Antragsteller Nützenadel, Alexander )
- "Industrie der Optimisten.” Tourismus als Entwicklungsstrategie in Ostafrika (1950er-frühe 1990er) (Antragstellerin Lerp, Dörte )
- Innovationserwartungen: Erfahrungen und Erwartungen als Grundlage für Forschungsstrategien in der deutschen Eisen- und Stahlindustrie im 20. Jahrhundert (Antragsteller Schneider, Michael )
- Koordinationsfonds (Antragsteller Nützenadel, Alexander )
- Limited by Myopia? Ökonomische Ungewissheit und die internationale Regulierung öffentlicher Auslandsverschuldung in Krisenzeiten (1970-1997) (Antragstellerin Rischbieter, Julia Laura )
- More than a Feeling: Media Sentiment as a Mirror of Investors’ Expectations at the Berlin Stock Exchange, 1872-1930 (Antragsteller Burghardt, Manuel ; Spoerer, Mark )
- Past Energy Futures. Energieprognosen und Entscheidungsprozesse im Elektrizitästsektor nach 1945 (Antragsteller Thomes, Paul )
- Persönliche Erfahrungen und Sparverhalten (Antragstellerinnen / Antragsteller Lehmann-Hasemeyer, Ph.D., Sibylle ; Streb, Jochen )
- Profis der Prognose? Marktforschung als Grundlage unternehmerischer Erwartungsbildung in Deutschland und den USA nach 1945 (Antragsteller Köhler, Ingo )
- Speichern und Auskommen. Der Getreidekasten des Regensburger St. Katharinenspitals (17.-19. Jahrhundert) (Antragsteller Spoerer, Mark )
- Untersuchung des Zusammenhangs von Erfahrung und Erwartung bei der Erstellung makroökonomischer Prognosen unter Verwendung von computergestützter Textanalyse und von Verfahren des maschinellen Lernens (Folgeantrag zu "Makroökonomische Prognostik in großen Krisen") (Antragsteller Döpke, Jörg ; Fritsche, Ulrich ; Pierdzioch, Christian )
- Ursprünge und Auswirkungen regionaler Identität. Empirische Evidenzen von historischen Unterschieden in der politischen Instabilität und Fragmentierung der deutschen Staaten. (Antragsteller Wahl, Fabian )
- Warum Länder sich versichern und Risiko teilen: Die Rolle von historischen Erfahrungen und Erwartungen (Antragsteller Trebesch, Christoph )
- Wettbewerb als Prognosegegenstand. Die Erwartungsbildung der Europäischen Kommission als supranationaler Regulierungsakteur bei der Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen in transnationalen Märkten (1958-2003) (Antragsteller Pahlow, Louis )
Sprecher
Professor Dr. Alexander Nützenadel