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Sueton, De poetis. Kommentar zu den erhaltenen Fragmenten und begründete Mutmaßungen über die verlorenen Teile

Antragsteller Dr. Markus Georg Stachon
Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253310372
 
Suetons 'De poetis', eine in verschieden umfangreichen Fragmenten erhaltene Sammlung von Dichterbiographien aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr., ist bislang von der Forschung vernachlässigt und nicht zufriedenstellend rekonstruiert worden. Anhand der fünf erhaltenen Dichterbiographien soll Suetons Umgang mit seinen Quellen sowie die Rezeption seiner Informationen zu den einzelnen Dichtern bei späteren Autoren nachvollzogen werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen schließlich umgekehrt auf die verlorenen Dichterbiographien angewandt werden, sodass begründete Mutmaßungen über den Inhalt der verlorenen Teile angestellt werden können. So soll systematisch für jede vermeintliche Information über das Leben der Dichter, die Sueton liefert, nach einem möglichen Ursprung im Werk selbst, das fälschlicherweise biographistisch interpretiert worden ist, oder in der antiken Kommentiertradition gesucht werden; z. B. lassen sich auch, da Suetons Einfluss auf die Nachwelt sehr groß war, aus Notizen späterer Autoren Rückschlüsse auf den Inhalt von Suetons Werk ziehen. Zu allen von Sueton behandelten Autoren soll schließlich eine Sammlung der zu Beginn des zweiten Jahrhunderts populären 'urban legends' über sie erstellt werden, die damit mit hoher Wahrscheinlichkeit bei Sueton gestanden und von dort aus ihren Einfluss auf spätere Jahrhunderte ausgeübt haben. Die Ergebnisse sollen schließlich in einer Monographie publiziert werden: Im ersten Teil derselben sollen grundlegende Fragen zum Aufbau der Schrift sowie zur Überlieferung der Viten geklärt werden, bevor im zweiten Teil ein kritischer Text mit Übersetzung und ausführlichem Kommentar zu den erhaltenen Viten gegeben wird und im dritten Teil darauf begründete Mutmaßungen über den Inhalt der bloß fragmentarisch erhaltenen Biographien vorgetragen werden. Der grundlegend neue Blickwinkel der Untersuchung liegt darin, dass die Biographien der Dichter nicht als Ausgangspunkt zur Interpretation ihrer Werke, sondern als eigenständige Rezeptionszeugnisse derselben verstanden werden; aus der Tatsache, dass die einzelnen Biographien allerdings aus ihrem Kontext gelöst worden sind und seither den Werken der Dichter beigefügt werden, ist der ungeheure Einfluss Suetons erwachsen: Die biographistischen Interpretationen, die in dem Werk versammelt sind, wurden jahrhundertelang für historisch wertvolle Quellen gehalten und, indem sie der Erklärung der Gedichte aus den vermeintlichen Lebensumständern der Dichter dienten, mit den Klassikertexten mitrezipiert. So erfährt nicht nur Suetons Werk 'De poetis' als Ganzes wieder eine angemessene Würdigung, sondern es werden neben Klassischen Philologen auch alle, die sich mit der Rezeption der Klassikertexte beschäftigen, sensibilisiert für den Umgang mit vermeintlich biographischem Material zu den antiken Autoren: Eine Geschichte muss nicht wahr sein; wenn sie aber rezipiert wird, als sei sie wahr, so wird sie es unweigerlich im Gedächtnis der Nachwelt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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