Aloys Hirt. Amtliche Schriften 1796-1837. Kritische Edition
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Wissenschaftsgeschichte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die digitale Edition umfasst zwei Teile: die Edition der Briefe, d. h. der Privatkorrespondenz Hirts in den Jahren 1787 bis 1837 und die Edition der amtlichen Schriften, d. h. dessen amtlicher Schriften und amtlicher Korrespondenz von 1796 bis 1837. Beide Teile ergänzen einander und sind durch die Register verbunden. Die Materialgrundlage bilden mehr als 230 private Briefe von und an Hirt. 157 davon werden erstmals veröffentlicht, darunter fast alle Briefe an Karl August Böttiger, die den größten Einzelbriefwechsel ausmachen. Zusätzlich konnten ca. 370 verlorengegangene Briefe aus den Jahren 1787 bis 1837 aus der überlieferten Korrespondenz erschlossen werden. Alle werden erstmals im Gesamtzusammenhang ediert. Das Korpus der amtlichen Dokumente besteht aus mehr als 470 Einzeldokumenten aus dem Zeitraum 1796 bis 1837, die den jeweiligen amtlichen Bereichen Königliche Akademie der Wissenschaften, Königliche Akademie der Künste, Königliche Bauakademie sowie Museumskommission zugeordnet werden können. Auch dieses Konvolut wird erstmals in Gänze zugänglich gemacht. Davon sind zahlreiche Dokumente Erstveröffentlichungen. Einen Themenschwerpunkt stellen Hirts Tätigkeiten in Vorbereitung des Berliner Kunstmuseums und sein Wirken in der Einrichtungskommission dar. Nachdem er die Errichtung eines öffentlichen Bildungsmuseums der europäischen Kunstgeschichte in Berlin 1797 initiiert und einen ersten eigenen Museumsentwurf vorgelegt hat, ergeht an ihn 1820 ein Kabinettsbefehl des Königs, die in den königlichen Schlössern in Berlin, Potsdam und Charlottenburg verteilten Kunstschätze zu sichten und eine Auswahl für ein Museum zu treffen. 1821 erfolgt der Ankauf der bedeutenden Kunstsammlung des englischen Kaufmanns Edward Solly, für den sich Hirt vehement einsetzt. Die aus dieser Sammlung für das Museum ausgewählten Bilder machen den Kernbestand der Berliner Gemäldegalerie aus. Die Auswahlkommission für die auszustellenden Bilder bestand aus Hirt und Schinkel. Hirt war damit Entscheidungsträger bei der Auswahl der Kunstobjekte für das Museum, bei der Bewertung und dem Ankauf von Kunstwerken, bei der Auswahl restaurierungsbedürftiger Objekte wie auch bei Art und Umfang der Restaurierungen. Die Dienstkorrespondenz von Hirt und Schinkel verlief in der Regel über Karl vom Stein zum Altenstein, dem ersten Ressortchef des Kultusministeriums. Da es für „Kunstdinge“ innerhalb des Staatsapparates noch keine amtliche Zuständigkeit gab, konnten in Hofnähe verkehrende Personen wie Hirt entsprechende Ersatzpositionen einnehmen und in quasi institutionelle Funktionen vorrücken. Die edierten Texte geben einen detaillierten Einblick in die komplexen Zusammenhänge innerhalb der Wissenschafts-, Kunst- und Kulturpolitik des preußischen Staates am Ende des 18. und im frühen 19. Jahrhundert, sie lassen die Wissensströme und Gelehrtendiskurse der Zeit nachverfolgen und haben einen hohen Quellenwert für die Erforschung der Umbruchzeit um 1800. Die amtlichen Schriften zeigen deutlich die kunst- und kulturgeschichtlichen Leistungen Hirts wie auch seine Irrtümer und Fehleinschätzungen. An einer Verwertung des privaten Briefwechsels als Printausgabe wird noch gearbeitet.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Aloys Hirt an der Akademie der Wissenschaften und als Mitglied in Berliner Vereinen. Mit einem Anhang: Hirts Vorträge ... In: Aloys Hirt in Berlin. Kulturmanagement im frühen 19. Jahrhundert. Hrsg. von Astrid Fendt, Claudia Sedlarz und Jürgen Zimmer. Deutscher Kunstverlag Berlin München 2014, S. 179-256
Uta Motschmann