Der Schwerpunkt der bislang durchgeführten Studien liegt in der Analyse von Effekten des Ansatzes zum fallbasierten Lernen mit Lösungsbeispielen, der konzipiert wurde, um die Entwicklung von Diagnosekompetenz bei Studierenden der Medizin im klinischen Studienabschnitt zu analysieren und zu fördern. Dieser Ansatz wurde im Kontext einer computerbasierten Lernumgebung umgesetzt. In der ersten Studie (Ausgangsstudie) wurden zwei instruktionale Maßnahmen (fehlerhafte Lösungsbeispiele und elaboriertes Feedback) in die Lernumgebung integriert und experimentell variiert. Inhaltlich wurden Bluthochdruckerkrankungen behandelt. Es zeigte sich, dass Diagnosekompetenz v. a. durch fehlerhafte Lösungsbeispiele in Kombination mit elaboriertem Feedback gefördert wird; die Kombination mit KOR-Feedback zeitigte suboptimale Effekte. Mit dieser Studie konnte ein wichtiger Beitrag zur Frage der Wirkung fehlerhafter Lösungsbeispiele geleistet werden. Zudem konnte gezeigt werden, dass beispielbasiertes Lernen durch die Einbettung von Lösungsbeispielen in einen fallbasierten Ansatz auch in komplexen Domänen und bei fortgeschrittenen Lernenden erfolgversprechend eingesetzt werden kann. Mit zwei kleineren Nachhaltigkeitsstudien konnte nachgewiesen werden, dass der reichhaltige Instruktionsansatz insgesamt nicht nur effizientes, sondern auch nachhaltiges Lernen ermöglicht. Trotz Unterschieden im Detail konnten wesentliche Befunde der Ausgangsstudie in einem weiteren relevanten Gebiet der Inneren Medizin (Schilddrüsenerkrankungen) repliziert werden. Die auf der Grundlage der Ausgangsstudie und der Nachhaltigkeitsstudien postulierte Erweiterung des Einsatzbereichs beispielbasierten Lernens auf den Erwerb von Kompetenzen in komplexen Domänen bei fortgeschrittenen Lernenden konnte somit bestätigt werden. Mit einer Feldstudie, in der die Lernumgebung der Ausgangsstudie unter authentischen Bedingungen selbstgesteuerten Lernens umgesetzt wurde, konnte gezeigt werden, dass der entwickelte Ansatz zum beispielbasierten Lernen auch unter weniger kontrollierten Bedingungen im Feld funktioniert – selbst bei weniger erfahrenen Studierenden. Mit den Befunden der Feldstudie konnte die ökologische Validität der Laborbefunde nachdrücklich untermauert werden. Um die bisherigen Befunde mit Prozessdaten anzureichern und damit eine vollständigere Datenbasis für die Interpretation der instruktionalen Effekte zu bekommen, wurde eine Laut-Denk-Studie durchgeführt. Erste, noch unvollständige Analysen unterstützen die Annahme, dass der Einfluss fehlerhafter Lösungsbeispiele in Kombination mit elaboriertem Feedback auf die Diagnosekompetenz durch das Elaborationsverhalten der Lernenden vermittelt wird. In Verbindung mit den Ergebnissen der Laborstudien und der Feldstudie ließen sich darüber hinaus wichtige Anhaltspunkte für eine Optimierung des Instruktionsansatzes gewinnen, deren Effekte in nachfolgenden Studien systematisch untersucht werden sollen.