Understanding, Significance and Practical Concepts
Final Report Abstract
Eine gegenwärtig in der Philosophie verbreitete und in unterschiedlichen Zusammenhängen kontrovers diskutierte Annahme lautet, dass nicht-sprachliche Gedanken und Formen des Verstehens auf vielfältige Weise im Leben sprachfähiger Menschen wirksam sind. Besonders einschlägig sind hier Analysen zum Gehalt von Wahrnehmungen, Gefühlen und Handlungen bzw. Handlungsroutinen. Die Annahme eines nicht-sprachlichen Verstehens wirft eine Reihe von Fragen auf. Im Allgemeinen wird fraglich, welche Rolle Sprache für Verstehen spielt, wie nicht-sprachliches Verstehen zu denken ist, insbesondere in welchem Medium es sich vollzieht und ob es sich um ein begriffliches Verständnis handelt, aber auch, wie der Zusammenhang zwischen sprachlichen und nicht-sprachlichen Formen des Verstehens zu erklären ist. Die zentrale These des Forschungsprojekts lautete, dass solche Fragen im Rahmen einer pragmatischen Theorie des Verstehens zu beantworten sind, die es erlaubt, sprachliche sowie nicht-sprachliche Formen des Verstehens auf Grundlage eines fähigkeitsbasierten Begriffs des Verstehens zu erläutern. Entsprechend wurden im Rahmen des Projekts Bausteine zu einer solchen Theorie entwickelt, mittels derer der Versuch unternommen wurde, sprachlichen Sinn (Bedeutung), ebenso wie nicht-sprachlichen Sinn (Bedeutsamkeit), als Resultat der Ausübung sinnstiftender Fähigkeiten zu erklären, die im Kern als begriffliche Fähigkeiten zu denken sind. Besonderes Gewicht lag dabei auf einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Begriff des Begriffs. Das Projekt ging der Frage nach, inwiefern sich sprachliche von nicht-sprachlichen Begriffen unterscheiden lassen, die in einem Konstitutionsverhältnis zu nicht-sprachlichen Praktiken einerseits und nicht-sprachlichem Verstehen andererseits stehen. Solche „praktischen Begriffe“ sollten einen klärenden Beitrag zum Einfluss des Verstandes auf die Wahrnehmung sprachlicher Lebewesen leisten, eine Neusortierung der verschiedenen Positionen innerhalb der Emotionsdebatte leisten und die leitende Rolle von Begriffen im Handlungsvollzug erläutern. Praktische Begriffe wurden als nicht-sprachliche Klassifikationsfähigkeiten entwickelt, mittels derer Situationen und Gegenstände auf ihre praktische Relevanz hin verstanden werden, indem die praktischen Möglichkeiten, die sie bieten, handelnd ergriffen werden oder ihr Ergreifen in der Bereitschaft dazu seitens Subjekts des Verstehens vorweggenommen wird. Zumindest mit Blick auf praktische Wahrnehmungen und nicht-sprachliche Verhaltensweisen erlaubt die Konzeption eines praktischen Begriffs, konzeptualistischen ebenso wie nonkonzeptualistischen Intuitionen Rechnung zu tragen, insofern sich das Verhalten und die Wahrnehmung geschickter Könnerinnen in konkreten praktischen Situationen einerseits als Manifestation eines begrifflichen Verständnisses erläutern lässt und dafür andererseits sprachlich gefasste Klassifikationsurteile weder notwendig sind noch klar ist, ob das praktische Verständnis der Könnerinnen angemessen im Rahmen solcher Urteile ausgedrückt werden kann.
Publications
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