Gegenstand des nunmehr abgeschlossenen Projektes waren Selbstwirksamkeitserwartungen (SWE), die als motivationale Orientierungen Kompetenten einer professionellen Handlungskompetenz von Lehrpersonen darstellen. Dieses auf die sozial-kognitive Theorie von Bandura zurückgehende Konstrukt der SWE wurde auf „SWE in physikdidaktischen Handlungsfeldern" spezifiziert. Für vier konkrete Handlungsfelder (Experimentieren, Elementarisieren, Umgang mit Aufgaben, Umgang mit Schülervorstellungen) wurden jeweils in den Dimensionen Planung und Durchführung Operationalisierungen erarbeitet, die einem längeren, seiner Natur nach unabgeschlossenen Validierungsprozess unterworfen wurden. Neben Interviews mit Vertretern der jeweiligen intendierten Probandengruppen, Expertenbefragungen, weiteren qualitativen und quantitativen Vorstudien wurde eine Hauptstudie (N=931) zur statistischen Untersuchung der entwickelten Skalen durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass die Skalen allen konventionellen Anforderungen in hohem Maße entsprechen und somit davon ausgegangen werden kann dass die entwickelten Skalen zur Erfassung von Selbstwirksamkeitserwartungen in physikdidaktischen Handlungsfeldern grundsätzlich geeignet sind. Da ein Validitätsargument immer nur für einen konkreten Skaleneinsatz formuliert werden kann erlauben die durchaus positiven Ergebnisse dieser Untersuchung aber nicht den unreflektierten Einsatz der Skalen und erübrigen insbesondere nicht die Ausformulierung eines konkretisierten Validitätsargumentes. Die Formulierung eines solchen Argumentes muss dabei insbesondere das Spezifitätsniveau der entwickelten Skalen und die zeitliche und emotionale Nähe zu einer konkreten relevanten (Praxis-)Erfahrung berücksichtigen. In unseren qualitativen Studien (Interviews) wurde insbesondere deutlich dass die Untersuchung von Interventionen in einem Prä-Post-Design potenziell problematisch ist, da häufig Ausstrahlungseffekte ganz konkreter Erfahrungen oder auch allgemeiner Eindrücke das Antwortverhalten beeinflussen können. Ob dann aber noch stabilisierte SWE erfasst werden, ist fraglich. Aus unserer Sicht lohnenswerte Anschlussuntersuchungen betreffen z.B. die Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen im Verlaufe der Berufsbiographie - Studium, Referendariat, Berufstätigkeit. Im Sinne einer vollständigeren Erfassung der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften wäre ebenfalls die parallele Erfassung von Wissenskomponenten (z.B. PCK) und motivationalen Orientierungen (z.B. physikdidaktische SWE) von Interesse. Dies wäre nun erstmals auf einem analogen Spezifitätsniveau möglich, während bisherige Untersuchungen in der Regel fachdidaktisches Wissen (z.B. PCK für das Fach Physik) einerseits und allgemeine SWE oder bestenfalls Lehrer-SWE andererseits erhoben haben. Schließlich ist die relativ einfache Adaptation der Items für andere naturwissenschaftliche Domänen möglich und öffnet ein entsprechendes Feld für interdisziplinäre Fragestellungen.