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Die Auswirkungen bürokratischer Autonomie auf den Einfluss internationaler Verwaltungen
Antragsteller
Professor Dr. Michael W. Bauer; Dr. Jörn Ege
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2014 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 198360606
Der Umstand, dass internationale öffentliche Verwaltungen (international public administrations, IPAs) unabhängigen Einfluss auf die Gestaltung und Umsetzung der Politiken internationaler Organisationen ausüben können, ist mittlerweile in der einschlägigen Literatur unumstritten. Wie sich administrative Einflusspotentiale in internationalen Konstellationen konkret manifestieren, ist allerdings noch weitgehend offen. Obwohl Auswirkungen von Organisationsstrukturen auf die Politikgestaltung in nationalen politischen Systemen regelmäßig empirisch untersucht werden, hat die Forschung erst in jüngster Zeit Verwaltungsstrukturfragen mit Blick auf überstaatliche oder internationale Konstellationen aufgegriffen. Bei der Untersuchung des Einflusses internationaler öffentlicher Verwaltungen wurden hierbei funktionale, macht-basierte und struktur-basierte Faktoren als relevant identifiziert. Ein integrativer Ansatz, der die unterschiedlichen Erklärungsfaktoren in einem einheitlichen analytischen Rahmen vereinen könnte, ist bislang aber noch nicht in Sicht. Mit Blick auf dieses Forschungsdesiderat sowie auf die Erkenntnisse hinsichtlich unterschiedlicher Ausprägungen internationaler bürokratischer Autonomie aus der ersten Projektphase, widmet sich das vorliegende Projekt der Frage unter welchen Bedingungen die Strukturautonomie internationaler Verwaltungen in policy-relavantem Einfluss mündet. Hierzu wird in drei Schritten vorgegangen. Um zu bestimmen, ob IPAs einen Einfluss auf internationale Politiken haben, werden erstens in vier IOs insgesamt 32 Fälle von policy output ausgewählt, um innerhalb jeder dieser Fälle den Einfluss der internationalen Verwaltung zu bestimmen. Das Ausmaß dieses Einflusses stellt das zentrale zu erklärende Phänomen des Projekts dar. Zweitens werden mithilfe einer Qualitative Comparative Analysis (QCA) die Bedingungen analysiert, unter denen die Strukturautonomie von IPAs tatsächlich zu Verwaltungseinfluss geführt hat. Durch dieses Vorgehen kann festgestellt werden, ob strukturell autonome Verwaltungen tatsächlich einen besonders starken Einfluss haben und welche (funktionalen und macht-basierten) Rahmenbedingungen diesen Zusammenhang moderieren. Drittens werden in systematisch ausgewählten Fallstudien (in sogenannten typical cases und deviant cases) die Kausalmechanismen nachgezeichnet, die für den beobachteten IPA Einfluss konkret verantwortlich sind. Ziel ist es die Einflussstrategien herauszuarbeiten, die internationalen Verwaltungen grundsätzlich zur Verfügung stehen und anschließend genauer zu bestimmen, unter welchen Bedingungen bestimmte Strategien zur erfolgreichen Anwendung kommen. Das Projekt wird unser Verständnis für den Zusammenhang zwischen bürokratischen Organisationsstrukturen und deren Auswirkungen bei der internationalisierten Politikgestaltung schärfen und stellt einen Beitrag zur Entwicklung einer administrative Governance-Perspektive auf internationale Organisationen dar.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen