Project Details
Projekt Print View

Epistemic expertise: Prolegomena to an epistemology of expert testimony

Subject Area Theoretical Philosophy
Term from 2013 to 2022
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 239327984
 
Final Report Year 2017

Final Report Abstract

Das wichtigste Ergebnis des vorliegen Projekts ist eine praktische Explikation des Expertisebegriffs. Als Ausgangspunkt hierfür diente eine Analyse der alltags- und fachsprachlichen Verwendungsweisen des Expertisebegriffs, die sodann als Adäquatheitsbedingungen für die Expertisedefinition fungierten. Bei Experten, so lautet die Definition, handelt es sich um Personen, die für eine Reihe von Aufgaben r gegenüber einer Gruppe relevanter Klienten eine Autorität darstellen und kompetent genug sind, um auf ihnen zurechenbare und verlässliche Weise relativ schwierige Dienstleistungen aus r akkurat genug erbringen zu können, für die sie im besonderen Maße rechenschaftspflichtig sind. Der Begriff eines Experten wird damit über eine Reihe von Strukturmerkmalen charakterisiert, die unter dem Stichwort Relationalität, Gradualität, thematische Restriktivität, soziale Kontrastivität, Funktionalität und Kontextualität im Projekt ausführlich diskutiert wurden. Dieser Vorschlag zur Bestimmung des Expertisebegriffs ist angesichts der bisherigen Ermangelung jedweden Minimalkonsenses innerhalb der interdisziplinären Expertiseforschung als ein erheblicher Fortschritt zu werten. Dies ist umso mehr der Fall, als einem beträchtlichen Teil der Expertiseforschung eine fundamentale Skepsis bezüglich der grundsätzlichen Definierbarkeit und des praktischen Werts einer Definition des Expertisebegriffs nachgesagt werden kann. Die einen halten die Suche nach einer allgemeinen Definition von Expertise für ausgesprochen schwierig und viele sogar für grundsätzlich fehlgeleitet. Der mit dieser Definition einhergehende Anspruch ist allerdings nicht derjenige der einzig adäquaten Charakterisierung von Expertise. Vielmehr handelt es sich um einen idealtypischen Explikationsvorschlag, der erstmals in die Lage versetzt, eine sehr zerfahrene Debattenlage zu normieren und zu ordnen. Die Eigenschaft der Expertise wird als eine hybride Art verstanden und ist damit sowohl vom Besitz gewöhnlicher Kompetenzen als auch von der Zuschreibung einer Dienstleistungsfunktion anhängig. Niemand kann daher ein Experte sein, ohne dass ihm Expertise zugeschrieben wird. Die komplexen Zusammenhänge zwischen gewöhnlichen Kompetenzen auf der einen Seite und der Dienstleistungsfunktion von Experten auf der andere wird als ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis beschrieben. Auf Grundlage des vorliegenden Verständnisses von Expertise konnte im Projekt schließlich danach gefragt werden, ob, und falls ja, mithilfe welcher Kriterien Klienten zuverlässig Experten erkennen können. Zu diesem Zweck wurde eine unvollständige Typologie erarbeitet, die zwischen sozialen, materialen, formalen und performativen Identifikationskriterien differenziert. Auf diese Weise konnte verdeutlicht werden, dass Klienten zwar auf indirekte, dennoch aber verlässliche Weise das Vorliegen von Expertise beurteilen können. Die Abhängigkeit von Experten bedingt damit wie vermutet kein blindes, sondern nur ein reflektiertes Vertrauen seitens der Klienten.

Publications

  • (2014). Soziale Erkenntnistheorie, in: Kompa, Nikola/ Schmoranzer, Sebastian (Hrsg.). Grundkurs Erkenntnistheorie, Münster: Mentis, 259-272
    Scholz, O. R.
  • (2016). Expertise: A Practical Explication. Topoi. Springer Netherlands, 1– 19
    Quast, C.
    (See online at https://doi.org/10.1007/s11245-016-9411-2)
  • (2016). Symptoms of Expertise: Knowledge, Understanding and Other Cognitive Goods. Topoi. Springer Netherlands, 1–9
    Scholz, O. R.
    (See online at https://doi.org/10.1007/s11245-016-9429-5)
  • (2016). Verstehen = Zusammenhänge erkennen, in: Sachs-Hombach, Klaus (Hrsg.). Verstehen und Verständigung, Köln: Herbert von Halem Verlag, 17-32
    Scholz, O. R.
  • (2018). The Philosophy of Expertise. What is Expertise? Topoi. Springer Netherlands, 37 (1)
    Quast, C.; Seidel, M.
    (See online at https://doi.org/10.1007/s11245-017-9526-0)
 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung