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transfer et impera. Die Verlegung des portugiesischen Königshofes nach Brasilien: Polizei und Regierung in Zeiten der globalen Krise (1808-1822)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 233989624
 
Der Transfer des portugiesischen Königshofes von Lissabon nach Rio de Janeiro stellt ein singuläres Ereignis in der Geschichte der europäischen Kolonialreiche dar. Die Dissertation beleuchtet den Umzug des portugiesischen Monarchen João (VI) und der gesamten Regierungsmaschinerie von der Alten in die Neue Welt sowie die damit einhergehenden räumlichen Neuordnungen des Imperiums im Kontext der ersten globalen Krise.In der Einleitung werden die grundsätzliche Anlage der Arbeit, ihr Aufbau und ihre Thesen erklärt und der Stand der Forschung erläutert.Die Analyse gliedert sich in zwei Hauptteile. Im ersten Hauptteil erfolgt in insgesamt sechs Kapiteln die Rahmenerzählung: In drei Kapiteln werden jene Prozesse beleuchtet, die zum Transfer des Hofes von Lissabon nach Rio de Janeiro (1807/1808), in weiteren drei Kapiteln jene Prozesse, die zur Rückkehr des Monarchen 1821 und zur Unabhängigkeit Brasiliens 1822 geführt haben. Der zweite, umfangreichere Hauptteil beleuchtet die Zeit zwischen den historischen Großereignissen und geht aus einer kulturhistorischen Perspektive der Frage nach, wie der imperiale Raum in der Zeit der globalen Krise erhalten werden konnte: Was passierte, während scheinbar nichts passierte? Welchen Bedrohungen und Gefahren war das portugiesische Imperium ausgesetzt und wie reagierten die Herrschenden auf sie? Für die Beantwortung dieser Fragen werden zu gleichen Teilen Quellen (vorwiegend Polizei- und Regierungsdokumente) aus dem brasilianischen und portugiesischen Nationalarchiv herangezogen. Am Ende stehen Ergebnisse, die den noch immer stark national(-staatlich) ausgerichteten Interpretationen widersprechen: Es waren keine nationalen Bewegungen, die das portugiesische Imperium zu Fall brachten. Die globale Krise brach nicht von außen über es herein. Vielmehr trugen die Autoritäten auf beiden Seiten des Atlantiks mit ihren Herrschaftspraktiken - unintendiert - zu Nationalisierungstendenzen bei. Die globale Krise, und somit der Bruch der luso-brasilianischen Einheit, wurden von innen und in den Zentren (Hauptstädten) des Imperiums selbst produziert.Die einzelnen Thesen der Arbeit werden im Schlusskapitel nochmals erläutert und in die maßgeblichen Forschungskontexte eingebettet, wobei Hinweise auf weiterführende Fragestellungen und lohnende Projekte gegeben werden.Die Studie leistet nicht nur einen substantiellen Beitrag zur Geschichte des portugiesischen Reiches und zur Geschichte der Atlantischen Revolutionen, sondern weist durch ihre innovative Methode auch Wege für die neue Globalgeschichte.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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