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Die Selbstdarstellung hellenistischer Athleten: soziale Identitäten, politische Identitäten, ethnische Identitäten

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 233639866
 
Der hellenistische Sport ist bislang nur unzureichend erforscht worden, ihm wurden bislang weder eine Tagung noch ein Sammelband oder eine Monographie gewidmet; diese Lücke soll mit dem Projekt geschlossen werden. Zunächst werden die literarischen, epigraphischen und papyrologischen Quellen zur hellenistischen Agonistik vollständig erfaßt, auf der Basis dieser Materialsammlung eine Prosopographie aller bekannten Sieger in den gymnischen und hippischen Wettkämpfen erstellt. Anschließend soll der Fokus auf die agonistischen Siegesepigramme gerichtet werden, die Aufschluß über die Identität(en) der jeweiligen Athleten geben, wobei drei Dimensionen zu unterscheiden sind: die soziale, die politische und die ethnische.Im Hinblick auf die soziale Identität ist zu berücksichtigen, daß der Sport in hellenistischer Zeit keinen exklusiv aristokratischen Raum mehr bildete. Eine öffentliche Sportförderung machte es talentierten, aber mittellosen jungen Männern nun möglich, die Mittel für Training und Wettkampfreisen aufzubringen. Vor diesem Hintergrund ist zu fragen, ob sich die veränderte Sozialstruktur der Athleten auch in der Selbstdarstellung niederschlug, ob sportliche Erfolge weiterhin als Basis genutzt wurden, um aristokratische Überlegenheit zur Schau zu stellen, oder ob sich die sogenannte Demokratisierung des Sports auch auf der Ebene der Selbstdarstellung beobachten lässt.Bei der politischen Identität sind zunächst neuere Forschungen zu berücksichtigen, die gegen ältere Dekadenzmodelle eindrucksvoll die ungebrochene Stärke der Polis in hellenistischer Zeit nachgewiesen haben. Die Siegesepigramme zeigen in diesem Kontext eine bislang nicht beachtete Facette, denn in diesen Texten wird die Polis durchgängig als agonistische Ruhmgemeinschaft präsentiert. Genau zu untersuchen ist, ob und wie die in den Epigrammen gezeichnete Beziehung zwischen Sieger und Polisgemeinschaft je nach Region und Zeitabschnitt differiert. Daneben sind die Folgen der Entwicklung zu untersuchen, daß manche Athleten nun auch als Repräsentanten eines Königreiches agierten und auch die Monarchen selbst an den Pferde- und Wagenrennen teilnahmen und ihre Erfolge zu politischen Zwecken nutzten.Als dritte Dimension soll die ethnische Identität untersucht werden. Die Agonistik galt Griechen wie sogenannten Barbaren als spezifisch griechisch und markierte somit ethnische Differenz. Aber da diese Differenz eher als kulturell denn als biologisch betrachtet wurden, nutzten Angehörige der indigenen Eliten die Agonistik, um sich in die griechische Kultur einzuschreiben, beispielsweise einige angesehene Phönizier. Bei den Angehörigen des Ptolemäerreiches fällt auf, daß sie in agonistischem Kontext stets ihre griechisch-makedonische Identität gegenüber der ägyptischen betonen.Im Verlauf des Projektes sollen eine Tagung organisiert und ein daraus resultierender Sammelband publiziert sowie eine kurze Monographie verfaßt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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