Die Untersuchung hat sich mit der Thematik des Ethnotourismus beschäftigt. Das touristische Interesse ist dabei insbesondere auf fremde, oftmals indigene Kulturen und Völker und deren Exotik gerichtet Anhand des Untersuchungsbeispiels Chile wurden drei indigene Gruppen (Mapuche, Aymara, Rapanui) im Hinblick auf Ihre Partizipation im Tourismus untersucht Dabei stand jedoch weniger die Wahrnehmung von Seiten der Touristen im Zentrum des Erkenntnisinteresses, als vielmehr die Sichtweise der indigenen Gruppen selbst: In welcher Form und mit welchen Strategien agieren sie im Tourismus? Als empirische Grundlage dienen qualitative Interviews, die mit indigenen und touristischen Akteuren vor Ort geführt wurden. Die Auswertung dieser Interviews belegt einerseits die wirtschaftliche Bedeutung, die der Tourismus für die häufig ökonomisch und sozial marginalisierten Gruppen inne hat. Andererseits zeigte sich auch, dass der Umgang mit touristischen Angeboten aktiv innerhalb der Gruppen ausgehandelt wird. So gibt es beispielsweise klare Trennungen zwischen jenen kulturellen Praktiken und Elementen, die Im Tourismus genutzt beziehungsweise nicht genutzt werden dürfen. Dieser selbstbestimmte Umgang mit touristischen Inhalten verdeutlicht dass die Anbieter weniger als passive und abhängige „Opfer" eines globalen Tourismusmarktes betrachtet werden sollten, sondern eher als eigenständige Akteure. Auch wurde deutlich, dass der Tourismus zu einer Re-Ethnisierung beiträgt. Der ökonomische Zugewinn ermöglicht den indigenen Gruppen, sich stärker mit kulturellen Aspekten auseinanderzusetzen. Das Beispiel der Rapanui zeigt dass diese Auseinandersetzung weit über die rein kommerziellen Aspekte der tourist art hinausgeht Es entsteht eine neues Selbstbewusstsein, welches stark an die ethnische Identität gekoppelt ist. Dabei liegt die Auslegung über das, was Rapanui ist, bei den Bewohnern selbst Diese Prozesse sind eingebettet in einen allgemeinen ethnischen Diskurs in Chile. Erst mit der Rückkehr zur Demokratie zu Beginn der 1990er Jahre wird ethnische Vielfalt auch politisch wieder toleriert und gefördert. Damit wurde der mit der Unabhängigkeit im 19. Jahrhundert beginnende Versuch der Chilenisierung („ein Land, ein Volk") endgültig verworfen. Die Untersuchung hat gezeigt, dass im Prozess der Re-Ethnisierung der Tourismus eine bedeutende Rolle spielt Er Ist in diesem Fall kein negativer Agent des Wandels, sondern fördert vielmehr die Auseinandersetzung um kulturelle Eigenständigkeit.