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Landnahme als Abenteuer. Narrative Anfangskonzeptionen in skandinavischen Entdeckungsphantasmen um 1900

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2006 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12590533
 
Der deutsche Terminus der Landnahme wurde dem altisländischen landnäma nachgebildet und bezeichnet die Inanspruchnahme und Kultivierung unerschlossener Gebiete. In den Isländersagas liegt ein Textkorpus vor, das die Landnahme als ein Äquivalent zum Schöpfungsakt thematisiert; sie stellt also einen Anfangsmythos dar, in dem eine Kultur ihre Konstituierung in narrativer Form reflektiert und legitimiert. Dem erzählten Neubeginn ist eine Ambivalenz inhärent, die sich im Bedeutungswandel des Wortes von einer vorgeblich friedlichen Inbesitznahme unbesiedelten Terrains über eine Verdrängung von damit verbundenen Konflikten bis hin zu kriegerischen Eroberungen und Kolonisierungsbewegungen ablesen lässt. Diese räumliche Figuration des Neuen erhält im skandinavischen Kontext der gesellschaftlichen und ökonomischen Modernisierung in der Zeit um 1900 erneute Relevanz, die ihre Legitimation aus dem mittelalterlichen Konzept bezieht. Es wird also eine Form der Archaisierung entwickelt, die sich aber in die moderne Faszination durch Ursprünge einreiht. Wie der territorial ausgerichtete Neubeginn mit ökonomischen, kulturellen, sozialen, technischen oder wissenschaftlichen Umbrüchen um 1900 verbunden und begründet wird, soll in dem Teilprojekt an unterschiedlichen, thematisch ineinander greifenden Textkorpora (kanonisierte Texte von Knut Hamsun und Johannes V. Jensen, sog. Nybygger - und Polarliteratur, ethnologische Zeugnisse) in einer Querschnittsanalyse ermittelt werden. Die Ambivalenz des Begriffs der Landnahme - so die These - ist der narrativen Konstruktion der Texte eingeschrieben und wirft die Frage auf, wie sich das Ursprungsdenken und die Imagination der Neubeginns zum Raum der Natur und zur Repräsentation und Realität der indigenen Bevölkerung in den entsprechenden Gegenden verhält.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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