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Theorie und Praxis der Demokratie. Tocquevilles erfahrungswissenschaftliche Konzeption einer "Neuen Wissenschaft der Politik"

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Harald Bluhm; Dr. Skadi Siiri Krause
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227707203
 
Ziel des gesamten Forschungsprojektes ist die Erschließung von Tocquevilles dynamischem Demokratieverständnis, das bis heute die Demokratiedebatte beeinflusst. Im Mittelpunkt steht die erfahrungswissenschaftliche Analyse der Demokratie als einer neuen Politik- und Gesellschaftsform, die sowohl praktische Beobachtungen als auch theoretische Konzeptualisierungen und geschichtsphilosophische Ansätze eng verbindet. In Anlehnung und Abgrenzung zu den kontemporären politischen und wissenschaftlichen Diskursen wird Tocquevilles in der Forschung bisher nicht systematisch aufgearbeitete Konzeption einer Neuen Wissenschaft der Politik (u.a. Richter 1970; Hennis 1981, 2000; Herb/Hidalgo 2004/2005, Boudon 2005b) erörtert und in die politische Praxis wie die sozialwissenschaftliche Disziplingeschichte seiner Zeit eingeordnet. Grundlegend für das Projekt ist dabei die Analyse von drei maßgeblichen Diskursfeldern, in denen Tocqueville seine Auffassung von Demokratie und politischem Wissen erfahrungswissenschaftlich als Verknüpfung von Theorie und Praxis entfaltet hat. Dazu zählen erstens die politisch-parlamentarischen Debatten, an denen Tocqueville als Abgeordneter, Gutachter und Regierungsvertreter teilnahm. Hinzu kommt die publizistische Debatte über Gesellschaft und Kultur Amerikas, in der Tocqueville mit seiner Auffassung von der Bedeutung Amerikas für die dynamische Entwicklung der Demokratie eine singuläre Position einnimmt. Und schließlich wird der akademische Demokratiediskurs in Frankreich, England und Amerika einbezogen, den Tocqueville weiterzuentwickeln suchte. Gezeigt wird, dass Tocqueville mit seiner neuen Wissenschaft der Politik noch heute wichtige Ansätze für das Verständnis von Staat, Verwaltung und Bürger und damit für die Organisation von gemeinschaftlichem Handeln und die Produktion von Gemeingütern jenseits tradierter Verwaltungs- und Regierungsstrukturen liefert und dabei helfen kann, die aktuelle partizipative Demokratiedebatte theoretisch zu fassen.Im Laufe des Projekts haben sich durch die Aufarbeitung der benannten Diskurse Kernpunkte der Debatten herausgeschält, wozu die Auseinandersetzung um die inhaltliche Ausrichtung der Académie des sciences et sociales ebenso zählen wie die politisch-parlamentarischen Debatten um kommunale Selbstverwaltung und die politische Deutung der Französischen Revolution unter einer geschichtsphilosophischen Perspektive, die in der bisherigen Zielstellung keine Rolle spielten. Die Darstellung dieser Kerndebatten, die für das Verständnis von Tocquevilles Arbeitsweise, die theoretische Argumentationen stets mit praktisch-politischen Reformvorschlägen verbindet, von besonderer Bedeutung sind und daher in die geplante Monographie einfließen sollen, macht diesen Fortsetzungsantrag notwendig. Sie ermöglichen bisher in der Forschung vernachlässigte Einblicke in die institutionellen Anbindungen Tocquevilles und eröffnen weitreichende Einblicke in die sozialen Netzwerke, in denen er verkehrte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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