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Autochthonie: Ausprägungen einer Denkfigur in der griechischen und lateinischen Literatur

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12590533
 
Das Autochthonie-Konzept, d.h. die Vorstellung, dass Menschen ein Gebiet nicht als Zuwanderer, sondern als Abkömmlinge der Erde bewohnen, ist eine zunächst griechische Denkfigur, die eine spezifische Anfangskonstruktion für politische oder soziale Ordnungen bedeutet: Behauptet dieses Konzept doch implizit eine Anfangslosigkeit , die in Opposition zu Migrationskonstruktionen und Gründung¿ steht, insofern menschliches Handeln (und dessen Implikationen) als Ursprung insbesondere politischer oder kultureller Gemeinschaften nicht erforderlich ist. Da andere Anfangskonzepte in der Regel mit einem Gewaltakt verbunden sind ( Gründungsgewalt¿, so etwa in Sukzessionsmythen, oder Landnahme ), haftet der Autochthonie per se eine Gewaltlosigkeit an. Dies eröffnet die Möglichkeit, ein Ordnungssystem zu konstruieren, das von Gewalt und damit von Ungerechtigkeit¿ frei ist. Ziel des Projekts ist es, eine - bislang fehlende - Geschichte dieses spezifischen Anfangsmodells in der Antike anhand von drei signifikanten Etappen seiner Ausformung zu schreiben und damit zugleich die Vielschichtigkeit dieser Denkform zu verdeutlichen; da das Konzept der Autochthonie eine andere Lösung des Anfangsproblems schlechthin darstellt, stellt das Teilprojekt eine Dimension von Alterität für das Gesamtprojekt dar. Die Ausformung des Autochthonie-Konzepts als Gründungsmythos von Athen sowie dessen bereits nahezu zeitgleich erkennbare Kritik sollen die erste Etappe der Geschichte1 bilden, die neuerliche politische Instrumentalisierung durch die frühe römische Historiographie die zweite Etappe und die Verwandlung des Konzepts in eine antiquarische Idylle die dritte Etappe.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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