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Der Europäische Betriebsrat als transnationale Organisation

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2006 to 2010
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 22503610
 
Final Report Year 2010

Final Report Abstract

Das Projekt untersuchte die Strukturen und Arbeitsweisen von EBRs sowie deren Einflusschancen v.a. auf Beschäftigungssicherung in den wichtigsten europäischen Automobilunternehmen. Eine theoriegeleitete Typik von grenzüberschreitenden Organisationsstrukturen wurde auf die entsprechenden Unternehmen und deren EBRs angewendet. Es wurde zweitens ein theoretisches Modell entwickelt, um die Varianz der EBR-Typik und ihrer Interessenvertretungswirksamkeit erklären zu können. Dessen Neuerung gegenüber der bisherigen EBR-Forschung liegt in der Betonung organisationsstruktureller und transnationaler Faktoren (auf Unternehmens- und EBR-Ebene). In methodischer Hinsicht wurden die Dimensionen der Typenbildung und die Einflussfaktoren des Theoriemodells operationalisiert. Dabei wurden einige neue Indikatoren entwickelt, die es beispielsweise erlauben, die Verteilungsstrukturen von Unternehmen und EBRs quantifizierend abbilden zu können und die in zukünftigen Untersuchungen genutzt werden können, um die Strukturen eines EBRs besser erfassen zu können. Empirisch wurden EBRs in acht Automobilkonzernen untersucht. Dabei zeigte sich eine hohe Varianz der Typen und der Einflussfaktoren. Der Nutzen des theoretischen Modells wurde vor allem dadurch unter Beweis gestellt, dass es gelang (1) die EBRs (und die Konzerne) auf Basis der Ex-ante-Typologie internationaler Organisationen sinnvoll zu klassifizieren und (2) die empirisch gefundene Varianz der EBR-Typik und Interessenvertretungswirksamkeit durch unterschiedliche Konstellationen der Einflussfaktoren des theoretischen Modells verstehen bzw. plausibel erklären zu können. Als zentrales Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Bedeutung von EBRs für die Gestaltung wirtschaftlicher Restrukturierungsprozesse zwischen ‚weitgehend unbedeutendem randständigen Beobachter‘ über ‚aktives Managementinstrument zur Kommunikation in die Belegschaften‘ bis hin zu ‚aktivem Mitgestalter‘ von wirtschaftlichen Anpassungsprozessen variiert. Erklärende Faktoren für diesen Befund finden sich vor allem auf vier Ebenen. (1) Die Organisationstypik des Unternehmens und der organisational fit mit der entsprechenden EBR-Struktur (Verteilung von Standorten/Vertretungen und Koordinationsprozesse) entscheiden maßgeblich über die Ressourcen- und Machtverteilung des EBRs. Die Koordinationsstrategien der Unternehmen haben starken Einfluss auf den Regulierungsbedarf eines EBRs (z.B. intensiver Standortwettbewerb innerhalb General Motors Europe forciert hohen Aktivitätsgrad des EBR). (2) Institutionelle (landesbezogene) Faktoren beeinflussen Typik und Interessenvertretungschancen eines EBRs (z.B. Gewerkschaftspluralismus und - konkurrenz in Frankreich und französisch dominierten EBRs; starke nationale BRs in Deutschland; dezentrale Strukturen in US-amerikanischen Konzernen; harmonistische Unternehmens- und EBR-Kultur in japanischen Unternehmen). (3) Historische Erfahrungen und Lernprozesse von EBR-Mitgliedern und Management befördern oder behindern die EBR- Entwicklungschancen (‚Lernkurven‘ bei GME, Ford und Toyota). (4) Einflussreiche Akteure und Persönlichkeiten sind für EBR-Typus von großer Bedeutung (z.B. deutsche Betriebsratsvorsitzende als prägende Kraft bei GME, Ford, VW).

Publications

  • (2008): European Works Councils as Transnational Interest Organisations?, in: Pries, Ludger (ed.) Rethinking Transnationalism - The Meso-link of Organisations. London, Routledge, pp. 155-173
    Ludger Pries
  • (2008): European Works Councils in an organisation research perspective. Case studies from the Automobile Industry. Paper presented at the 16. International GERPISA Colloquium, 18th-20th of June, Turin
    Markus Hertwig, Ludger Pries, Luitpold Rampeltshammer
  • (2009): European Works Councils as International Non-Profit-Organisations. An organization research approach to a crucial element of Europeanisation, in: Markus Hertwig, Ludger Pries, Luitpold Rampeltshammer (Hg.), European Works Councils in Complementary Perspectives. Brussels: ETUI, pp. 13- 46
    Markus Hertwig, Ludger Pries, Luitpold Rampeltshammer
  • (2009): European Works Councils in Complementary Perspectives. Brussels: ETUI
    Markus Hertwig, Ludger Pries, Luitpold Rampeltshammer (eds.)
  • (2009): European Works Councils in Germany, in: Markus Hertwig, Ludger Pries, Luitpold Rampeltshammer (Hg.), European Works Councils in European Works Councils in Complementary Perspectives. Brussels: ETUI, pp. 219-258
    Luitpold Rampeltshammer, Nina Wachendorf
  • 2009: Location tendencies of the international automotive industry: ‘Footless companies going East and South’ or ‘regionalisation of value-chain profiles’? In: International Journal of Automotive Technology and Management, Vol. 9, pp. 415-437
    Pries, Ludger/ Dehnen, Veronika
  • (2010): Transnationale Mitbestimmung? Zur Praxis Europäischer Betriebsräte in der Automobilindustrie. Frankfurt am Main, New York: Campus Verlag
    Axel Hauser-Ditz, Markus Hertwig, Ludger Pries, Luitpold Rampeltshammer
  • Erwerbsregulierung in einer globalisierten Welt. Wiesbaden: VS-Verlag (Teile von Kapitel 7 und 10)
    Pries, Ludger
 
 

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