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Städtische Gewaltgemeinschaften der europäischen Zwischenkriegszeit: Belfast

Subject Area Modern and Contemporary History
Term from 2012 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 71062747
 
Wie in der ersten Förderperiode mit Blick auf Barcelona, Berlin und Wien nimmt das Teilprojekt nun für Belfast Gewaltgemeinschaften in den Blick, deren Gewaltaktionen vor allem der Eroberung oder Verteidigung städtischen Raums dienen. Mit britischen Protestanten und irischen Katholiken stehen sich in Belfast zwei Konfliktparteien gegenüber, die anders als in den bereits behandelten kontinentaleuropäischen Großstädten nicht primär (partei-) politischen Lagern zuzurechnen sind, sondern ihre jeweilige Identität ethnisch-national und mehr noch konfessionell definieren. Auch die innerstädtische Raumstruktur der Gewalt ist eine andere. Grundsätzlich ist sie eine streng territoriale, da protestantische und katholische Wohnviertel klar geschieden sind. Umkämpft sind vor allem die Grenzen, so dass sowohl angedrohte wie praktizierte Brandstiftungen, Überfälle und die Aktivitäten von Heckenschützen ihren Ort in genau den Straßen haben, die die Grenzen markieren. Allerdings gibt es zwei Gewaltformen, die diese strikte Territorialität vorübergehend aufheben: zum einen massenhafte Invasionen in das Territorium der Gegenseite in Form von Umzügen und Demonstrationen, zum andern das Eindringen kleiner gewalttätiger Kommandos bei Attentaten und Mordaktionen. Nur diese Gruppen sind hochmobil, im Falle der Kommandos der Irish Republican Army (IRA) auch über die nordirische Grenze hinweg. Das Interesse des Projekts gilt beiden Typen der Gewaltgemeinschaften auf beiden Seiten, den bislang kaum erforschten gewalttätigen Gruppen innerhalb der ortsstabilen Wohnbevölkerung ebenso wie den IRA-Kommandos oder der Ulster Protestant Association (UPA), sowie dem Verhältnis beider Gewaltgemeinschaften ein und desselben Lagers zueinander. Gerade an diesem Verhältnis lassen sich die Hauptanliegen der Forschergruppe in der zweiten Förderperiode verfolgen und zugleich Perspektiven gewinnen, die über die bisherige, weitgehend in den Gräben der Konfliktparteien gefangene Forschung hinausweisen.
DFG Programme Research Units
 
 

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