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Leopardenmänner. Ein translokales Gewaltphänomen in der kolonialen Phase Afrikas

Subject Area Modern and Contemporary History
Term from 2012 to 2017
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 71062747
 
Als „Leopardenmänner“ werden Gemeinschaften bezeichnet, die in Afrika im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Gewalttaten, vor allem Morde, begingen und am Tatort Spuren von Leoparden zurückließen. Viele Regionen Afrikas südlich der Sahara waren betroffen, von Liberia und Sierra Leone über Nigeria und die Kongo-Region bis nach Tanganyika. Angst und Panik waren die Folge, Verdächtige wurden öffentlichkeitswirksam hingerichtet. Um die Leopardenmänner entwickelten sich Gerüchte und mythische Erzählungen. Diese standen in Wechselwirkung mit den Ereignissen, verselbständigten sich aber als Narrative in europäischen Romanen und Filmen. Dort wurden die Leopardenmänner zum Klischee des wilden afrikanischen Kannibalen schlechthin. Gewaltgemeinschaften lassen sich hier auf mehreren Ebenen parallel ausmachen, in realer und virtueller Gestalt, in synchroner und diachroner Perspektive.Die genauen Hintergründe des Phänomens sind unklar. Über Initiierung und Ablauf der Gewalttaten, über Ordnung, Zusammenhalt und Rituale der Geheimgesellschaften weiß man wenig. Auch für das gleichzeitige Auftreten in einem breiten Gürtel Afrikas gibt es noch keine schlüssige Erklärung. Hier setzt das Teilprojekt an. Es untersucht, ausgehend von einer Fallstudie zu Sierra Leone und Liberia, die Leopardenmänner als Gewaltgemeinschaften. Handelte es sich um substaatliche Justiz, eine religiöse Bewegung, Kriminelle, Auftragsmörder oder antikolonialen Widerstand? Im Blick auf andere Regionen und die Mythenbildung in Afrika und Europa soll auch nach Vernetzungen und Wechselwirkungen gefragt werden. Translokalität, Kommunikation und Mobilität werden in dem Projekt also eine zentrale Rolle spielen.
DFG Programme Research Units
 
 

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