Langzeitarchivierung: Aufbau eines Quellencorpus für die seit den 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum entstehende Literaturgattung "Netzliteratur"
Final Report Abstract
Im Projekt konnten 50 Werke der Netzliteratur archiviert und dokumentiert werden. Weitere 25 Werke wurden, auf Grund fehlender Genehmigungen, im Wiki erfasst und beschrieben, aber nicht archiviert. Damit ist das im Projekt erstellte Wiki eine wichtige Informationsquelle für Forscher und Interessierte im Bereich Netzliteratur. Das Projekt fand zu einem historisch günstigen Zeitpunkt statt. So konnten 43 der 51 Werke mit Hilfe eines Crawlers erfasst werden, auch wenn die archivierten Daten nicht in allen Fällen vollständig waren. 24 der 51 Werke konnten mittels einer Spiegelung vollständig erfasst werden. Auch die Darstellung in der Wayback Machine unter Verwendung aktueller Hard- und Software kann oft nicht mehr als authentisch bewertet werden. Um eine authentische Darstellung einer Spiegelung in einem Browser zu erreichen, bedarf es Aktionen seitens des Nutzers, die nur schwer vermittelbar sind. Zu diesem Zweck wurde im Projekt ein Schwerpunkt auf die Dokumentation der einzelnen Werke gelegt. So wurden, wo notwendig, Screencasts in historisch authentischer Umgebung angefertigt und die benötigten Hard- und Softwarebestandteile sowohl im Wiki als auch in den zugehörigen Metadaten dokumentiert. Ein Nutzer oder Forscher findet so alle Angaben, um ein Werk auch zukünftig in einer originalen Abspielumgebung betrachten zu können. Da die Spiegelungsqualität bereits weitgehend den Befunden des „Web Harversting Survey“ des International Internet Preservation Consortium entsprach, wurde ein besonderes Augenmerk auf die Vorabanalyse mit ArchiveReady und auf die Beurteilung der damit überprüften Eigenschaften gelegt. Die guten Erfahrungen werden auch anderen Webarchivierung betreibenden Institutionen von Nutzen sein. Einige wenige Werke gelten in ihrer ursprünglichen Form als verloren, zu nennen sind hier “Der Schwamm“ von Detlev Fischer und „Die Quotenmaschine“ von Norman Ohler. Sie mussten rekonstruiert werden, wofür eine intensive Zusammenarbeit zwischen Autor und Projektteam Voraussetzung war. Das Projekt-Wiki findet sich unter https://wwik-prod.dla-marbach.de/line/index.php/Hauptseite und wird weiterhin vom Deutschen Literaturarchiv betrieben, seit September 2015 wird allerdings nur noch ein lesender Zugriff gewährt. Mit dem Projekt hat das Deutsche Literaturarchiv die Bemühungen im Bereich der Webarchivierung voran getrieben. Bei Netzliteratur handelt es sich um vergängliches Kulturgut, das die Anfangszeit des Internet und den künstlerischen Umgang mit dem Medium dokumentiert, weshalb ihre authentische Archivierung umso wichtiger ist. Insbesondere die dafür entwickelten Verfahren sind hervorragend zur Nachnutzung geeignet, damit kann Archivierung von Netzliteratur zukünftig weiterhin effizient betrieben werden.
Publications
- Netzliteratur im Archiv ; Erfahrungen und Perspektiven. Göttingen ; Wallstein Verlag ; [2017] (Marbacher Schriften. Neue Folge ; Band 14) ISBN: 978-3-8353-1999-8
Jutta Bend (Hrsg.)