Transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Euromediterraneum (500-1500)
Final Report Abstract
Das Netzwerk hatte sich zum Ziel gesetzt, eine Monographie zu schreiben, das den Themenkomplex der transkulturellen Verflechtungen aus verschiedenen mediävistischen Perspektiven grundlegend beleuchtet und dabei auch als Einführungslektüre verstanden werden kann. Diese Monographie wurde in einem kollaborativen Schreibakt erstellt, der die Kompetenzen und Kenntnisse von insgesamt neun mediävistischen NachwuchswissenschaftlerInnen aus den Bereichen Germanistik, Geschichtswissenschaften, Islamwissenschaften, Judaistik, Kunst- und Architektur-, Wirtschafts- und Rechts-, Kirchen-, Theologie- und Philosophiegeschichte bündelte. In insgesamt neun, hauptsächlich in Frankfurt und Erfurt abgehaltenen und vom digitalen Austausch flankierten Arbeitstreffen wurde diese Monographie gemeinsam konzipiert und in großen Teilen auch gemeinsam formuliert. Der kollaborative Schreibakt war dabei von zahlreichen, intensiven und teilweise auch kontroversen Diskussionen gekennzeichnet, in denen die einzelnen Netzwerkmitglieder nicht nur Einblick in die Forschungsfelder und Arbeitsmethoden der jeweils anderen erhielten, sondern auch immer – in Bezug auf ihre eigenen sowie die gemeinsamen Texte – Kompromisse finden mussten, die die Fertigstellung eines qualitativen Gemeinschaftswerkes ermöglichen würden. Ergebnis ist eine Monographie, die sich einleitend zunächst terminologischen Fragen der Beschreibung von Verflechtungsphänomenen sowie deren Definition widmet, daraufhin einen Überblick über verschiedene Zugänge liefert, solche Phänomene zu erfassen. Gegenübergestellt werden dabei Theorien zur Interaktion ‚ganzer‘ Kulturen sowie Ansätze, die sich verschiedenen Mechanismen kultureller Interaktion widmen. Dieser eher theoretisch angelegte Teil leitet über in eine Auseinandersetzung mit den Quellen, die sich zunächst der Bezeichnung und Beschreibung von Verflechtungsphänomenen in mittelalterlichen Texten sowie ihrer Manifestation in Bildern und Artefakten widmet. Von dieser Basis ausgehend entwickelt die Monographie mehrere Modelle, die mittelalterliche Verflechtungsphänomene unter den Kategorien ‚Netzwerk‘, ‚Gewebe‘, ‚Geflecht‘ und ‚Fusion‘ zusammenzufassen sucht. Weil im Laufe der Arbeit ersichtlich wurde, dass Verflechtungsphänomene nur dann verständlich werden, wenn man sie im Kontext komplementärer Entflechtungsprozesse betrachtet, wurde Letzteren ein eigenes Kapitel gewidmet, das sich vor allem auf das Ineinandergreifen von Verflechtungs- und Entflechtungsprozessen konzentriert. Auf dieser Grundlage erfolgt eine Erörterung der Möglichkeiten und Grenzen, dieses Ineinandergreifen in operationalisierbaren Modellen zu fassen. Zu diesem Zweck wurden drei Ansätze einander gegenübergestellt und auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile untersucht. Diese Erörterung mündet abschließend in einen ‚methodischen Dekalog‘, der als Hilfsmittel für zukünftige Forschungsprojekte in diesem Themenfeld gedacht ist. Die Arbeit im Netzwerk wurde von allen Mitgliedern als bereichernd empfunden. Die Arbeitsmethode des kollaborativen Schreibens machte es erforderlich, sich auf verschiedene Sichtweisen einzulassen und Möglichkeiten zu suchen, diese Vielfalt im Gemeinschaftswerk fruchtbringend abzubilden. Es ist nun zu hoffen, dass das Forschungsergebnis sowohl methodisch als auch inhaltlich dahingehend überzeugt, dass es als ein Vorbild für weitere transdisziplinäre und kollaborative Schreibakte in den Geisteswissenschaften gelten kann.
Publications
- Transkulturelle Verflechtungen ; mediävistische Perspektiven. Göttingen : Universitätsverlag Göttingen ; 2016
Georg Christ, Saskia Dönitz, Daniel G. König, Şevket Küçükhüseyin, Margit Mersch, Britta Müller-Schauenburg, Ulrike Ritzerfeld, Christian Vogel und Julia Zimmermann