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Melchior Cano "De locis theologicis". Textkritische Edition des lateinischen Textes und deutsche Übersetzung

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 21459035
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Schule von Salamanca ist die bedeutendste theologische Institution der Theologie des 16. Jahrhunderts. Ihr herausragenden Vertreter sind die Dominikanertheologen Franz von Vitoria und Melchior Cano (1506/1598-1560) mit seinem Werk „De locis theologicis“, das 1563 erstmals in Salamanca ediert wurde. Trotz der fehlenden Bücher XIII und XIV stellt dieses opuss magnum ein Gesamtkonzept theologischer Prinzipien- und Erkenntnislehre der katholischen Theologie dar. In der neuzeitlichen Rezeption der loci-Lehre lassen sich reduktionistische Vereinseitigungen feststellen, die nur Einzelaspekte hervorheben und die offene Systematik Cano vernachlässigen. Prominente Beispiele in der neuscholastischen Tradition des 19. und 20. Jahrhunderts sind die Unfehlbarkeitslehre des Papstes, die nicht in das Gesamt der drei ekklesiologischen Orte der Theologie Gesamtkirche und Konzilien eingebunden sind, und die Rolle der Tradition gegenüber der Schrift. Die erstmals vorgelegte zweisprachige Edition wird die Bedeutung der Gesamtkonzeption Canos mit allen zehn Orten hervorheben sowie den wissenschaftsheoretischen Rahmen, in den die Autorität dieser zehn Orte in einer argumentativen Rationalität für die Theologie gestellt wurde. Die Maßstäbe, die Cano im 16. Jahrhundert für die Theologie erstellt hat, haben daher bis heute Geltung. Dies betrifft insgesamt die Verhältnisbestimmung von loci proprii und loci alieni, ohne die eine zeitgemäße Theologie den Herausforderungen der säkularen Welt nicht adäquat begegnen kann. „De locis theologicis“ ist damit gleichermaßen für die theologie- und kulturgeschichtliche Forschung zum 16. Jahrhundert wie für die wissenschaftstheoretische Verortung der Theologie im 21. Jahrhundert relevant. Als größte Überraschung stellte sich heraus, dass Melchior Canos „De locis theologicis“ nicht nur ein bedeutendes Werk der theologischen Tradition im engeren Sinn ist, sondern eingebettet ist in wissenschaftstheoretisch größere Transformationsprozesse, die unter dem Stichwort „Topologie“ sowohl umfangreiche diachrone wie synchrone Forschungsperspektiven eröffnen. Historische Quellen werden im Licht der Unterscheidung von potestas und auctoritas erstmals bei Cano zum Thema.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der augustinische Entwicklungsgedanke bei Vinzenz von Lérins und Melchior Cano, in: Spiritus et Littera. Beiträge zur Augustinus-Forschung. Festschrift zum 80. Geburtstag von Cornelius Petrus Mayer OSA, hrsg. von Guntram Förster, Andreas E.J. Grote, Christof Müller (Cassiciacum 39; Res et Signa 6), Würzburg: Augustinus bei echter, 2009, 641-652
    Carolin Oser Grote
  • Die „ìmpii“. Melchior Canos Auseinandersetzungen mit den Reformatoren in De locis theologicis, in: Theologie und Philosophie 85/4 (2010) 501- 512
    Boris Hogenmüller
  • Ironie und Lüge. Antike Vorstellungen zur „Ironie“ in Melchior Canos De locis theologicis, in: Rheinisches Museum 2 /153 (2010)203-221
    Boris Hogenmüller
  • Cano und Carranza. Studien zur Authentizität von Melchior Canos Gutachten zu den „Comentarios al Catechismos christiano“ (1558) des Bartolomé Carranza, in: Theologie und Philosophie 87/1 (2012) 18-24
    Boris Hogenmüller
  • Über die Orte der Theologie (De locis theologicis): Melchior Cano, Gaspard Juenin und Hieronymus Buzi im Vergleich, in: Würzburger Jahrbücher für Altertumswissenschaften 36 (2012) 169-184
    Boris Hogenmüller
  • Melchior Cano (1506/1509 – 1560), in: Arbeitsbuch Theologiegeschichte: Diskurse. Akteure. Wissensformen. Band 2. 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hrsg. von Gregor M. Hoff u. Ulrich H.J. Körtner, Stuttgart: Kohlhammer 2013, 67-84
    Thomas Franz
  • „Enemigo de los Jesuitas“ – Melchior Canos Verhältnis zu den Jesuiten, in: Theologie und Philosophie 88/3 (2013) 389-396
    Boris Hogenmüller
 
 

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