Das Verständnis der Degradationsprozesse, die während der Liegezeit von Knochenmaterial durchlaufen werden, ist entscheidend für die Einschätzung von Isotopenanalysen, die an archäologischem Knochenmaterial durchgeführt werden. Diagenetische Veränderungen können das Isotopensignal verfälschen, so dass es unerkannt zu Fehlinterpretationen nicht authentischer Ergebnisse kommen kann. Das vorliegende Projekt hat entscheidend zum Verständnis der hierzu führenden Abläufe beigetragen. Erstmalig konnte eine Stabilisierungsphase während der Knochendegradation unter hydrolytischen Bedingungen erkannt werden. Damit können nun ungewöhnliche Verschiebung von Kollagen-Parametern erklärt werden, die schon in vorherigen Arbeiten beobachtet wurden. Durch in vitro Degradations-Experimente konnte außerdem gezeigt werden, dass der Ausgangsstatus des Knochenmaterials, insbesondere das Sterbealter der Person, entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf des Kollagenabbaus hat. Dies hat wichtige Implikationen für die archäometrische Untersuchung von Knochenmaterial: So ist zu empfehlen, wenn möglich bevorzugt Material von älteren Individuen (spätadult-matur) zu verwenden: Dieses erscheint resistenter gegenüber diagenetischen Einflüssen und dürfte somit eher ein authentisches Isotopensignal aufweisen als die Knochen juveniler oder frühadulter Individuen. Neben den gewonnenen prinzipiellen Erkenntnissen zu grundsätzlichen Prozessen der Knochendegradation, die wichtige weitere Impulse für die Degradationsforschung geben sollten, konnten auch erwartungsgemäß praktische Schlussfolgerungen für die die Analyse stabiler Isotope von C, N und O gewonnen werden. So wurden die Qualitätskriterien für Isotopenanalysen aus Kollagen evaluiert, sowie FTIR als neues, valides Prüfverfahren vorgeschlagen. Die so erarbeiteten Empfehlungen dürften sich zukünftig als international richtungsweisend für Isotopenanalysen im archäologischen Kontext erweisen. Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist die in vitro festgestellte, deutliche diagenetische Veränderung der Sauerstoffisotopie gewonnen aus Knochencarbonat, welche durch Schimmelbildung verursacht wird. Da Schimmelbildung ein regelhafter Prozess insbesondere in der frühen Diagenesephase ist, solle zukünftig auf derartige Analysen vollständig verzichtet werden. Zudem ist anzunehmen, dass auch das Phosphat des Knochens hiervon betroffen ist, was es in zukünftigen Studien zu näher zu untersuchen gilt.