Netzwerk zur Erforschung der Iberischen Halbinsel in der Antike
Final Report Abstract
Die Einrichtung des wissenschaftlichen Netzwerks „TOLETUM – Netzwerk zur Erforschung der Iberischen Halbinsel in der Antike” im Jahre 2010 zielte darauf ab, Nachwuchswissenschaftler/innen aus dem Bereich der Altertumswissenschaften – der Alten Geschichte, der Klassischen, Provinzialrömischen und Frühchristlichen Archäologie, der Bauforschung und der Klassischen Philologie – eine nachhaltige Form des Austauschs zu bieten. Sie sollten einmal im Jahr eigene Forschungen vorstellen, aktuelle Ansätze der jeweiligen Disziplin diskutieren und sich über praktische sowie methodische Probleme verständigen können. Die Arbeitstreffen sollten hinsichtlich Themenwahl und Teilnehmerkreis durch Offenheit gekennzeichnet sein. Heute – 2018 – kann TOLETUM als Synonym für interdisziplinäre und transepochale deutschspanische Städteforschung gelten. Das zweisprachige Blog www.toletum-network.com und das Soziale Netzwerk Facebook bieten deutschen wie spanischen Nachwuchswissenschaftler/innen die Möglichkeit, das Curriculum Vitae zu präsentieren und regelmäßig Informationen auszutauschen. Neben dem einmal jährlich im Hamburger Warburg-Haus stattfindenden Workshop, an dem auf dem Gebiet der Städteforschung international ausgewiesene Wissenschaftler/innen teilnehmen, organisiert das Netzwerk Studientage, Fieldschools und Vorlesungsreihen. Durch die Kooperation mit dem Instituto Cervantes wird zudem eine breitere Öffentlichkeit angesprochen. Mehr als die Hälfte der „Gründungsmitglieder“ schloss seine Qualifikationsarbeit ab; und aus den Workshops wie den internationalen Tagungen sind Publikationen hervorgegangen, die wie das deutsch-spanische Kompendium zur Städteforschung – OPPIDUM – CIVITAS – URBS. Städteforschung auf der Iberischen Halbinsel zwischen Rom und al-Andalus (Münster 2017) – als Grundlage für weiterführende, gerade auch vergleichende Untersuchungen gelten können. Die Arbeit des Netzwerks hat durch ihre Interdisziplinarität und ihren transepochalen Ansatz, sich Komponenten der Lebenswelt Stadt (wie z.B. Skulpturenausstattung, Spielstätten, suburbia, Kommunikationswege) grundsätzlich „à la longue“, also idealiter über einen Zeitraum von rund 1000 Jahren – vom Beginn der Präsenz Roms bis zum Einfall der Umayyaden im Jahre 711 (und teilweise noch darüber hinaus) – zu erschließen, zu einer Neubewertung des Städtewesens auf der Iberischen Halbinsel beigetragen. Das Bild, das die ältere Forschung von Städten gezeichnet hat, die dekadent der „Krise des 3. Jahrhunderts“ erliegen, infolge die Einfälle der „barbarischen“ Invasionen erleiden und schließlich von den Vandalen, Westgoten und anderen Ethnien zerstört werden, kann heute als grundlegend modifiziert gelten: Nicht Niedergang, sondern Transformation charakterisiert ihre Urbanistik, nicht Wandel, sondern Kontinuität die Funktionen, die ihre sozialen Eliten wahrnehmen. Mit dem Wissen um starke und bedeutungsvolle Städte als Herrschaftsträger noch in der „long Late Antiquity“ ist der Weg nun offen für ein neues Narrativ der Geschichte der hispanischen Provinzen jenseits traditioneller Periodisierungen und Erklärungsschemata.
Publications
- OPPIDUM – CIVITAS – URBS. Städteforschung auf der Iberischen Halbinsel zwischen Rom und al-Andalus, Berlin: LIT Verlag 2017 (= Geschichte und Kultur der Iberischen Welt; 13)
S. Panzram (Ed.)
- Entre civitas y madīna. El mundo de las ciudades en la Península Ibérica y en el norte de África (siglos IV-IX), Madrid: Casa de Velázquez 2018 (= Collection de la Casa de Velázquez; 167)
S. Panzram / L. Callegarin (Eds.)
- The Power of Cities – The Iberian Peninsula from Late Antiquity to the Early Modern Period, Leiden: Brill, 2019 (= The Medieval and Early Modern Iberian World). 978-90-04-39968-6 . XXV, 381 S.
S. Panzram (Ed.)
(See online at https://doi.org/10.1163/9789004399693)