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Programmgestalten, Kuratieren und Rekonstruieren als Elemente einer performativen Praxis der Filmhistoriographie

Antragstellerin Dr. Senta Siewert
Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 211000735
 
Mein Projekt zielt in Erweiterung des Horizonts der bisherigen filmwissenschaftlichen Reflexion auf die Erarbeitung eines theoretischen Rahmens, der ein neues Verständnis der Filmhistoriographie aus der Sicht der performativen Praxis der Programmgestaltung, des Kuratierens und des Rekonstruierens ermöglicht. Analysiert werden sowohl institutionelle und kulturelle Praktiken im Umgang mit bewegten Bildern als auch die Wahrnehmung und Rezeption der künstlerischen Arbeiten. Im Hinblick darauf werden die drei Bereiche Experimentalfilm/Expanded Cinema, Film- und Videoinstallation sowie das kuratierte Filmprogramm untersucht, wobei der Fokus auf heutigen Wiederaufführungen und Re-Enactments von künstlerischen Arbeiten aus den 1970er Jahren liegt. Das Projekt trägt der Tatsache Rechnung, dass Filmbilder längst ubiquitär geworden sind und außerhalb des Kinos insbesondere auch in Kunsträumen vorkommen. Es verknüpft filmwissenschaftliche mit philosophisch-ästhetischen Ansätzen und öffnet sich zugleich der Kunstgeschichte, um die Praktiken des Experimentalfilm-Programmgestaltens im Kino und des Kuratierens von Filmen und Videokunst im Museumskontext in einer vergleichenden Perspektive im Hinblick auf ihre spezifischen ästhetischen Potentiale und ihre Bedeutung für die Zirkulation und die Überlieferung von Kulturgütern zu untersuchen. Ich plädiere dafür, dass zum Film die Praxis seiner Aufführung ebenso gehört wie dies beispielsweise beim musikalischen Werk der Fall ist. Ausgehend von der Annahme, dass im Zeichen einer reflexiven Historisierung der Medienkultur Filmarchive zunehmend an Bedeutung gewinnen, widmet das Projekt an der Schnittstelle von Filmarchiv, Kino und Ausstellungspraxis dem Zusammenhang von Gedächtnis- und Erinnerungsfunktion und ästhetischer Erfahrung eine besondere Aufmerksamkeit. Deshalb untersuche ich konkrete kuratorische Konzepte von ausgewählten Film- und Videokunst-Institutionen, deren Archive und Sammlungen mit ihren jeweiligen Praktiken des Bewahrens und Präsentierens in vergleichender Perspektive analysiert werden. Diese wissenschaftliche Begleitung der programmgestalterischen Arbeit verschiedener Institutionen (Kino, Kinemathek, Archiv, Museum, Festival) liefert die Materialbasis meines Forschungsprojekts. Im Zentrum dieser Institutionen und Kunst vergleichenden Untersuchungen steht mithin der aktuelle Umgang mit teilweise historisch gewordenen ephemeren, zeitbasierten Kunstformen und insbesondere der künstlerische Umgang mit AV-Archivmaterial, der ganze Bereich dessen also, den ich als performative Praxis der Filmhistoriographie bezeichne. Um eine Untersuchung der Zirkulationspraktiken von Filmbildern samt ihrer Stellung im Feld der Filmwissenschaft zu ermöglichen, schließt mein Projekt einerseits an den Diskurs zur Filmhistoriographie an und anderseits an die aktuellen Debatten um den Umbruch der ästhetischen Erfahrung im Kino und im Museum.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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