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Die Körperlichkeit der Anerkennung: Subjektkonstitutionen im Sport- und Mathematikunterricht

Subject Area Education Systems and Educational Institutions
Term from 2011 to 2016
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 206266823
 
Die pädagogische Relevanz von Anerkennung ist unumstritten. Allerdings engen erziehungswissenschaftliche Ansätze den Begriff der Anerkennung überwiegend auf explizit artikulierte Wertschätzung ein. In einer praxistheoretischen Perspektive fokussieren wir hingegen die ‚stummen‘ körperlichen Dimensionen von Anerkennung in schulischen Kontexten und operationalisieren diese als dynamisches Beziehungsgeflecht von Adressierungen und Re-Adressierungen, das neben bestätigenden auch versagende Akte umfassen kann. Als nonverbale Äußerungen interpretierbare Haltungen, Gesten oder Blicke treten damit als in pädagogische Praktiken (z.B. des Beurteilens) eingefaltete subtile Adressierungsakte in den Blick. In ihrem Vollzug werden pädagogische Interaktionsordnungen mit institutionell eingeräumten Subjektpositionen (z.B. des ‚engagierten’ und des ‚teilnahmslosen‘ Schülers) konstituiert. Wir verstehen Anerkennung damit als Struktur und Medium in pädagogischen Praktiken sich entfaltender Subjektivierungsprozesse und fragen nach der Bedeutung zeichenhafter körperlicher Akte für diese Vorgänge. Dabei gehen wir von der Existenz fachspezifischer Referenzrahmen für die den Adressierungen impliziten Normen der Anerkennbarkeit aus. Diese Normen und ihre Rahmungen sollen in einer vergleichenden Untersuchung von Einzelfällen im Sport- und Mathematikunterricht herausgearbeitet werden. Kriterium für diese Fächerauswahl ist der Kontrasteffekt: Wir unterstellen, dass sich die Relevanz des Körpers für eine Anerkennung als spezifisches Schüler-Subjekt in beiden Fächern maximal unterscheidet. Methodologisch betrachten wir die Körper damit als Flächen, auf denen sich die jeweiligen impliziten Normen der Anerkennbarkeit zeigen und ethnographisch beobachtet werden können. Ein grundlagentheoretisches Ziel dieses Vorgehens besteht darin, die Bedeutung des Körpers für Anerkennung und damit Subjektivierung in sozialen Praktiken zu beleuchten. Einen Beitrag zur gegenstandsbezogenen Bildungsforschung stellt das Vorhaben insofern dar, als körperliche Adressierungen die Personen in ihren reflexiv nur schwer zugänglichen Tiefenschichten berühren, so dass mit erheblichen Konsequenzen für das Eröffnen und Begrenzen von Bildungs- und Lernprozessen zu rechnen ist.
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